Titelthema Ostkreuz
Ein Grund zum Feiern: Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 ist der S-Bahnhof Ostkreuz auch ein Regionalbahnhof.
6. Jan 2016
Seit diesem Tag halten am Ringbahnsteig die Züge der RB 24 Eberswalde—Berlin—Senftenberg und beginnen/enden die Züge der von Berlin-Lichtenberg verlängerten RB 12 (aus Templin kommend) und RB 25 (aus Werneuchen).
Der Weg zu diesem bedeutsamen Tag war langwierig. Eigentlich sollte der Ringbahnsteig des Regionalverkehrs ebenso eine Halle bekommen wie der benachbarte Ringbahnsteig der S-Bahn. Dann wollte die Bahn die Überdachung komplett einsparen, bis das Land Berlin schließlich aus einbehaltenen S-Bahn-Geldern die Finanzierung eines Daches übernahm. Neuen Ärger gab es, nachdem Baumängel am Bahnsteig die Inbetriebnahme um ein Jahr verzögerten. Doch bei der Eröffnung mit geladenen Gästen am 12. und der Aufnahme des Fahrgastbetriebs am 13. Dezember war all das vergessen. Es dominierte die Freude über eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Ausbau eines der meist frequentierten Nahverkehrsbahnhöfe Deutschlands.
Weitere wichtige Etappen werden die Inbetriebnahme des Regionalbahnsteigs an der Frankfurter Bahn (RE 1, RE 2, RE 7, RB 14) Ende 2017 und die Verlegung der Straßenbahn zum Ostkreuz bis (hoffentlich) 2019 sein.
Mit der RB 24 hat Berlin nun endlich auch die seit Jahren geforderte östliche Nahverkehrstagente erhalten. Alle Überlegungen,
den Berliner Außenring für hunderte Millionen Euro zu einer solchen Tangente mit neuen Umsteigebahnhöfe auszubauen, können zurückgestellt werden, da das neue Angebot mit seiner Führung Bernau—Berlin-Hohenschönhausen—Berlin-Lichtenberg—Berlin Ostkreuz—Berlin-Schöneweide—Königs Wusterhausen genau diese Funktion erfüllt. Bedauerlich ist nur, dass die Züge aufgrund der nicht rechtzeitig fertiggestellten Zugsicherungstechnik bis voraussichtlich April 2016 noch nicht in Schöneweide halten können.
Mehr als nur ein Schönheitsfehler ist, dass die Bahn beschlossen hat, den Bau der drei zum neuen Regionalbahnsteig aufwärtsführenden Fahrtreppen einzusparen. Der Planfeststellungsbeschluss sieht eine vom Regionalbahnsteig der verlängerten Ostbahn (zugleich Zugang von der Sonntagstraße) und je eine von den beiden S-Bahnsteigen vor. Außerdem will die DB die zweite vom S-Bahnsteig E aufwärtsführende Fahrtreppe und die vom Ringbahnsteig der S-Bahn zum künftigen Regionalbahnsteig an der Frankfurter Bahn abwärtsführende Fahrtreppe einsparen. Zur Umsetzung dieser Einsparungen ist allerdings eine Änderung des Planfeststellung erforderlich.
So ärgerlich diese beabsichtigte Planänderung ist, so verwunderlich ist die Begründung. In einer Veröffentlichung „Einblick Ostkreuz“ vom März 2015 schreibt DB Netze: „Der Planfeststellungsbeschluss von 2006 ging noch von einer dynamischeren Bevölkerungsentwicklung in Berlin und damit wesentlich mehr Ein-, Aus- und Umsteigern aus. Daher sind in dem Planfeststellungsbeschluss mehr Fahrtreppen vorgesehen, als in der aktuellen Finanzierung bewilligt wurden.“ Ein Treppen-Witz in jeder Hinsicht, denn seit wenigen Jahren sind der Bevölkerungs- und Fahrgastzuwachs in Berlin deutlich stärker, als 2006 zu erwarten gewesen war.
Immerhin versicherten bei der Eröffnung des neuen Bahnsteigs Vertreter der Bahn und der Senatsverkehrsverwaltung, die die Einsparungen ablehnt, dass am Ende ihrer Verhandlungen wohl einige der fünf Fahrteppen, die die DB für entbehrlich hält, doch noch gebaut werden.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 6/2015 (Dezember 2015/Januar 2016), Seite 4