S-Bahn und Regionalverkehr
Der Berliner Mauerweg soll die Dresdener Bahn unterqueren
6. Jan 2016
Was lange währt, wird endlich gut! Zumindest in diesem Fall: Am 13. November 2015 wurde das Planfeststellungsverfahren für die Dresdener Bahn in Berlin-Lichtenrade abgeschlossen (siehe www.eba.bund.de). Dadurch gibt es die Möglichkeit, die letzte große Lücke im Berliner Mauerweg zu schließen. Denn als die S-Bahn-Strecke von Lichtenrade über Mahlow nach Blankenfelde 1992 wiedereröffnet wurde, blieb der Mauerweg unberücksichtigt.
Im Planfeststellungsbeschluss vom November 2015 wird darauf folgendermaßen Bezug genommen: „Unmittelbar südlich der Abschnittsgrenze, auf dem Gebiet des Landes Brandenburg, ist der Bau einer Eisenbahnüberführung (EÜ) im Zuge des sog. Mauerradweges vorgesehen,
durch die eine Lücke dieses sehr bekannten Fahrradwegs geschlossen werden soll. Das Anhörungsverfahren für dieses Vorhaben ist bei der zuständigen Anhörungsbehörde des Landes Brandenburg, dem Landesamt für Bauen und Verkehr, seit Anfang 2014 unter dem Az. 1138–AHB-712.13 anhängig.“
Damit ist der wesentliche Schritt getan, weil die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow zunächst wissen wollte, wie die Trassenlage der Dresdener Bahn in Berlin sein wird. Da mit dem Planfeststellungsverfahren die ebenerdige Variante bestätigt wurde, kann das Verfahren im Land Brandenburg nun weiter gehen.
Schon 2010 hatte der Senat von Berlin zugesagt, mit den zur Verfügung stehenden Bundes- und EU-Mitteln die Finanzierung für die Mauerweg-Unterquerung der Dresdener Bahn zu übernehmen. Die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow erwarb vom Bund die entsprechenden Grundstücke, und die Deutsche Bahn AG sowie das Eisenbahn-Bundesamt versicherten, die Unterquerung bei der Planfeststellung zu berücksichtigen.
Schließlich verankerte das Land Brandenburg in seinem am 14. Dezember 2012 beschlossenen Haushalt die Verpflichtungsermächtigung für die Ablösesumme von „bis zu 250 000 Euro“ für die Mauerweg-Unterquerung der Dresdener Bahn, wodurch das letzte finanzielle Hindernis beseitigt wurde. Der Verkehrsausschuss des Brandenburger Landtages hatte sich zuvor einstimmig dafür ausgesprochen. Der auf 120 000 Euro geschätzte Betrag wird erst fällig, wenn die Dresdener Bahn fertiggestellt ist.
Durch die Medienberichterstattung, das Engagement vieler Menschen und Institutionen, die Unterstützung durch den Senat von Berlin und letztlich auch durch das Einlenken der Brandenburger Koalitionsfraktionen war es gelungen, die Mauerweg-Unterquerung abzusichern.
Nun müssen die letzten bürokratischen Hürden überwunden und auch das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt der Dresdener Bahn in Blankenfelde-Mahlow erfolgreich beendet werden, um dann schnellstmöglich mit dem Bau der Unterführung zu beginnen – zunächst unter dem S-Bahn-Gleis. Später werden dann die zwei Ferngleise über den Mauerweg gebaut.
Von diesem Lückenschluss des Berliner Mauerweges profitiert auch der Fernradweg Berlin—Leipzig, weil er an dieser Stelle mit dem Mauerweg identisch ist.
Für die Radelnden auf dem Mauerweg ist zu hoffen, dass der kilometerlange Umweg über die holprigen Nebenstraßen zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im November 2019 endlich der Vergangenheit angehören wird.
Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA und
Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
aus SIGNAL 6/2015 (Dezember 2015/Januar 2016), Seite 17