Eine ungewöhnliche Kooperation

Locomore-Fernzug Stuttgart—Berlin fährt wieder

„Es bleibt zu hoffen, dass dieses Fernverkehrsangebot mehr als nur eine Eintagsfliege ist“, schrieben wir in SIGNAL 6/2016 über das am 14. Dezember 2016 gestartete Zugpaar Stuttgart—Berlin, dessen Start der private Anbieter Locomore über Crowdfunding finanziert hatte. Doch bereits am 11. Mai 2017 musste beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ein Insolvenzantrag gestellt werden. Locomore hatte bis zu diesem Zeitpunkt rund 70 000 Fahrgäste befördert.


Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV) und IGEB Fernverkehr

26. Dez 2017

Unerwartet und erfreulich für die Fahrgäste: Am 24. August 2017 konnte der Zugbetrieb wieder aufgenommen werden. Die Verbindung LOC 1818 verkehrt dabei von Freitag bis Montag zwischen Stuttgart und Berlin, in der Gegenrichtung LOC 1819 von Donnerstag bis Sonntag.

Die Kooperation zwischen dem tschechischen Unternehmen LEO Express und FlixBus hat den Weiterbetrieb von LOCOMORE auch im aktuellen Fahrplanabschnitt ermöglicht. Das Angebot bleibt damit eine der wenigen Alternativen zum Fernverkehr der Deutschen Bahn. Foto: Christian Schultz

Das private tschechische Eisenbahnunternehmen LEO Express, welches 2009 in Prag gegründet wurde, führt seitdem mit seiner neu gegründeten deutschen Tochtergesellschaft LEO Express GmbH den Betrieb fort. Ein Teil der Mitarbeiter der ehemaligen Locomore GmbH & Co. KG wurde übernommen.

Überraschend bzw. ungewöhnlich ist allerdings, dass auch der Fernbusanbieter Flix-Bus an dieser Rettung wesentlichen Anteil hat. Als Vertriebspartner von LEO Express werden Bahntickets für die Locomore-Strecke seitdem über die internationale FlixBus-Plattform und alle Vertriebswege des Fernbusanbieters verkauft.

FlixBus fährt Bahn

Für FlixBus sind derartige Kooperationen allerdings nicht neu. So gibt es bereits seit 2015 in Tschechien eine Kooperation mit LEO Express. In Österreich verknüpft FlixBus seine Fernbus-Linien sogar bereits seit 2013 erfolgreich mit dem privaten Eisenbahnunternehmen WESTbahn, welches

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seit 10. Dezember 2017 nunmehr im Halb-Stunden-Takt in der Relation Wien Westbahnhof bzw. Wien Praterstern—Salzburg verkehrt. WESTbahn und FlixBus bieten hier Kombiverbindungen ab/bis München, Graz und Prag an.

Diese Kooperationen mit dem Schienenverkehr bündelt FlixBus nun in dem neu gegründeten Tochterunternehmen FlixTrain GmbH. Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann hat dazu der FlixBus-Geschäftsführung im August 2017 die entsprechende Eisenbahnlizenz überreicht.

Seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2017 wurde die Linienführung der Locomore-Verbindung über Hannover Messe/Laatzen—Lehrte—Wolfsburg Hbf etwas modifiziert.

Erfreulich: Mit dem planmäßigen Halt in Berlin Ostkreuz hält jetzt auch ein erstes Fernzugpaar an diesem wichtigen Berliner Umsteigeknoten!

Mit dem Hamburg-Köln-Express (HKX) ist nunmehr noch ein weiteres Zugangebot Bestandteil des intermodalen Flixbus-Netzwerks. Jedoch ist dieses Angebot (vorerst?) auf die Zeit vom 22. Dezember 2017 bis 2. Januar 2018 beschränkt. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen BTE (BahnTouristikExpress GmbH) führt dabei die Verkehre zwischen Hamburg Hbf und Köln Hbf durch. Zwischenhalte bestehen in Hamburg-Harburg, Osnabrück Hbf, Münster Hbf, Gelsenkirchen Hbf, Essen Hbf, Duisburg Hbf und Düsseldorf Hbf. Nicht angebunden ist leider Bremen.

Trassenpreise im Schienenpersonenverkehr endlich senken!

Erfreulich: Mit Locomore hält auch ein erstes Fernzugpaar an dem wichtigen innerstädtischen Umsteigeknoten Berlin Ostkreuz. Foto: Christian Schultz

Eisenbahnverkehrsunternehmen müssen für die Nutzung der Schienenwege hohe und noch dazu kontinuierlich steigende Trassen- bzw. Stationsgebühren entrichten. Auch das Beispiel Locomore zeigt die erheblichen wirtschaftlichen Risiken, Fernverkehrsangebote speziell im umweltschonenden Schienenverkehr zu etablieren. Die Trassenpreise sind dabei ein wesentlicher Teil dieses Risikos.

Fernbusse können die Bundesverkehrswege kostenlos nutzen und damit Leistungen zu entsprechend günstigen Konditionen anbieten. Ähnlich wie in dem am 23. Juni 2017 vorgestellten „Masterplan Schienengüterverkehr“ festgelegt (siehe SIGNAL 5/2017), müssen auch die zu hohen Trassenpreise für den Schienenpersonenverkehr dringend korrigiert werden. Ziel muss es dabei sein, die Trassenpreise auf die europarechtlich vorgesehene Höhe der Grenzkostenbepreisung abzusenken und somit eine Abkehr von der derzeitigen Vollkostenrechnung zu erreichen!

Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV) und IGEB Fernverkehr

aus SIGNAL 6/2017 (Dezember 2017 / Januar 2018), Seite 20