Europa
21. Mär 2018
Vor 14 Jahren war ich der Berichterstatter im Europäischen Parlament zum Eisenbahnverkehrsleitsystem (ERTMS). Damals wie heute sind sich alle einig: Das System hat nur Vorteile, wie eine Erhöhung der Streckenkapazität um 20 bis 30 Prozent oder einer Kostenreduzierung. Es soll langfristig die über 20 verschiedenen Signalsysteme in der EU ablösen.
ERTMS ist somit Grundvoraussetzung für die Verwirklichung des einheitlichen Eisenbahnraums in der EU und somit für die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Bahn.
Leider klaffen Anspruch und Realität weit auseinander. Auch wegen der nationalen Egoismen haben sich im ERTMS-System wieder Insellösungen etabliert. In der Folge
sind in der EU zwar somit mehr als 15.000 Streckenkilometer mit ERTMS ausgerüstet, aber es gibt keine einzige Lokomotive, die dort überall fahren kann.
[Bild]201801_ertms_01.jpg|Hier ist das europäische Zugleitsystem ERTMS bereits realisiert, Streckenkilometer der Kernnetzkorridore|Grafik: Holger Mertens, Quelle: Allianz pro Schiene|alttag[/Bild]Der aktuelle Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes kommt ebenso zu einem ernüchternden Ergebnis. Dieser attestiert einen regelrechten Flickenteppich im Hinblick auf ERTMS in den Mitgliedstaaten: Punktuelle Umsetzung und Probleme bei der Interoperabilität sind dabei nur die Kernprobleme.
Leider fällt auch Deutschland in der Umsetzung negativ auf. Im sogenannten Kernnetz ist nur 1 Prozent der Strecken mit ERTMS ausgerüstet. Der europäische Durchschnitt beträgt 8 Prozent.
Außerhalb der Europäischen Union ist man weiter. Erneut geht die Schweiz mit gutem Beispiel voran, weil das Land vollständig auf ERTMS umgerüstet hat. Es gilt einmal mehr: Die Schweiz ist in Sachen Bahn Vorbild!
Michael Cramer br> Mitglied des Europäischen Parlaments – Fraktion Die Grünen/EFA und Mitglied des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
aus SIGNAL 1/2018 (April 2018), Seite 28