Bahnhofsumbenennungen

Neue Namen für alte U-Bahnhöfe?

Im Sommer schlug die IGEB vor, den U-Bahnhof Zinnowitzer Str in „Naturkundemuseum“ umzubenennen. Doch das ist nicht die einzige U-Bahn-Station die einen neuen Namen bekommen soll...


Berliner Fahrgastverband IGEB

4. Apr 2008

Montage: Holger Mertens

Als im Juli 2007 das Berliner Museum für Naturkunde nach einem Umbau wiedereröffnet wurde, regte der Berliner Fahrgastverband IGEB an, den nahe gelegenen U-Bahnhof „Zinnowitzer Straße“ auf der U-Bahn-Linie 6 in „Naturkundemuseum“ umzubenennen. Dies wäre eine angemessene Geste und eine Hilfe für das bedeutende Museum. Gerade weil das Land Berlin die Gelder, die für den weiteren Wiederaufbau der im Krieg schwer beschädigten Museumsgebäude erforderlich sind, derzeit nicht zur Verfügung stellen kann, solle es dieses renommierte Haus wenigstens mit einer solchen preiswerten Maßnahme unterstützen.

Der IGEB-Vorschlag stieß überwiegend auf Zustimmung. „Sie können sich bestimmt vorstellen, wie überaus erfreut ich als Generaldirektor des Museums über Ihren Vorschlag bin, allerbesten Dank“, schrieb Prof. Reinhold Leinfelder.

Eine weitere Umbenennungsdebatte begann im Januar 2008. Parteiübergreifend wurde im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf eine Umbenennung des U-Bahnhofs „Thielplatz“ auf der U-Bahn-Linie 3 in „Freie Universität“ befürwortet, die im Dezember ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Die IGEB unterstützte den Vorschlag, weil ein großer Teil der Studierenden mit der U-Bahn zur FU fährt und viele von ihnen am U-Bahnhof Thielplatz aussteigen. Auch Berlins Wissenschaftssenator Prof. Jürgen Zöllner sprach sich für eine Umbenennung aus.

Aber die verantwortliche Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lehnt beide Umbenennungen ab, während die BVG nur gegen eine Umbenennung von „Thielplatz“ ist.

Natürlich ist es berechtigt zu fragen, ob traditionsreiche Bahnhofsnamen aufgegeben werden sollen. Aber das Land Berlin muss sich auch fragen lassen, warum es angesichts der nationalen und internationalen Bedeutung von Naturkundemuseum und FU nicht bereit ist, solche öffentlichen Einrichtungen durch einen Bahnhofsnamen zu würdigen und zu fördern. Schließlich hatte die Stadt keine Probleme damit, einen Abschnitt der Lindenstraße in Axel-Springer- Straße umzubenennen, um damit dem Axel- Springer-Verlag eine entsprechende Adresse zu verschaffen.

Besonders merkwürdig sind die Argumente der BVG gegen die Umbenennung des U-Bahnhofs Thielplatz. Zwar hat die BVG Recht, dass das FU-Gelände groß wie ein halber Stadtteil ist, aber es gibt in Berlin bereits viele andere U-Bahnhofs-Namen, die sogar für einen ganzen Stadtteil stehen, z.B. Alt-Tegel, Friedrichsfelde oder Rudow. Und wenn die BVG eine Umbenennung ablehnt, weil ihr eine klare Zuordnung von Stationsnamen und Örtlichkeit wichtig ist, dann muss sie gerade den U-Bahnhof Thielplatz umbenennen, denn einen Thielplatz gibt es in ganz Berlin nicht.

Es spricht also viel für beide Bahnhofsumbenennungen. Dagegen sprechen die Kosten. Damit diese in einem vertretbaren Rahmen bleiben, sollten sie erst zu einem Fahrplanwechsel erfolgen, bei dem ohnehin Fahrpläne und Netzspinnen ausgetauscht werden.

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 1/2008 (Februar/März 2008), Seite 10