Alles neu macht der Mai in Rheinsberg
Als nach den Bauarbeiten am 1. Mai der Bahnverkehr nach Rheinsberg wieder aufgenommen wurde, startete auch der „Rheinsberger Seenbus“. Er soll helfen, dass die Bahnstrecke gut genutzt und damit dauerhaft erhalten wird...
15. Mai 2008
Nicht zuletzt aufgrund des gemeinsamen Engagements aller ÖV-Verfechter in der Region hatte DB Netz seit Mitte Februar zwei abgängige Brücken durch Hilfsbrücken ersetzt. Damit ist Rheinsberg zumindest bis zum Auslaufen des bestehenden Verkehrsvertrages mit DB Regio im Jahr 2012 wieder auf der Schiene erreichbar. Die Hilfsbrücken ermöglichen auch den Einsatz der Niederflur-Triebwagen BR 646 und für eventuelle Sonderzüge wie in der Vergangenheit.
Als im letzten Jahr Vertreter des DBVLandesverbandes mit der Stadt Rheinsberg über Strategien zum Erhalt des Schienenanschlusses sprachen, wurde deutlich, dass die Probleme hier geradezu typisch sind:
Problem 1: Bahn und Bus machen sich Konkurrenz oder fahren aneinander vorbei. Problem 2: Bessere Angebote kosten mehr Geld. Wer zahlt?
Im weiteren Verlauf der Bemühungen zahlreicher Beteiligter um eine Durchtrennung des gordischen Knotens kam den Vertretern des Bahnkunden-Verbandes mehr und mehr die Rolle eines Moderators und Ideengebers für unkonventionelle Lösungen zu.
Entwickelt wurde ein erweitertes Busangebot unter dem werbewirksamen Namen „Rheinsberger Seenbus“. Für Betrieb und Werbung wurde allerdings ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf von etwa 30 000 Euro im ersten Betriebsjahr errechnet. Wer soll das finanzieren?
Es gelang der Initiative mit Unterstützung durch ein Beratungsunternehmen aus Potsdam, Details zu formulieren und Wege der Mitfinanzierung aufzuzeigen. Erstmalig in Brandenburg gelang es, ein Public-Privat-Partnership- Modell zu entwickeln und innerhalb eines dreiviertel Jahres die notwendigen Unterstützer zu aktivieren!
Vor allem touristische Leistungsträger entlang des Linienweges und Akteure aus Hotellerie und Gastronomie helfen mit dem Erwerb sogenannter „Marketing- Pakete“ (beginnend im mittleren dreistelligen Bereich bis hin zu Paketen im mittleren vierstelligen Bereich) bei der Realisierung. Es entsteht ein doppelter Effekt: Mitfinanzierer haben nicht nur die Chance, ihre Angebote „angehängt“ an die Fahrgastinformation und die Kommunikation des neues Angebotes einem erweiterten Kundenkreis bekannt zu machen, sondern sie bekunden auch ihr Interesse für den öffentlichen Verkehr und vermitteln das Angebot über ihre Kommunikationswege.
Gespannt haben die „Macher“ dem Start des neuen Angebotes am 1. Mai entgegengefiebert. Doch für eine erste Bilanz ist es zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch zu früh. Um zu wissen, ob ein neues Angebot akzeptiert wird oder gescheitert ist, rechnet man bei touristischen Verkehren mit einer Anlaufzeit von ein bis drei Jahren.
Allen Beteiligten sind deshalb weiterhin Engagement, Mut und ein langer Atem zu wünschen. Vielleicht ist das „Rheinsberger Modell“ ja auch auf andere Strecken und Regionen übertragbar.
DBV Berlin-Brandenburg
aus SIGNAL 2/2008 (Mai 2008), Seite 18