Aus den Verbänden
15. Mai 2008
Für die Entwicklung und Umsetzung des überregional beispielhaften Karlsruher Stadtbahn-Modells erhielt Dr.-Ing. Dieter Ludwig den Deutschen Schienenverkehrs- Preis 2006 (Ehrenpreis). Diesen Preis vergibt der Deutsche Bahnkunden-Verband e. V. (DBV) für herausragende Verdienste um die Belange der Fahrgäste.
Beim DBV-Bundesverbandstag am 23. Februar 2008 in Lübeck war es endlich soweit: Dieter Ludwig konnte den Schienenverkehrs-Preis 2006 persönlich entgegen nehmen. Auch im sogenannten Ruhestand hat der langjährige Chef der Karlsruher Verkehrsbetriebe einen äußerst vollen Terminkalender.
Die Laudatio für Dieter Ludwig hielt der EUAbgeordnete Michael Cramer. Er wies auf das Credo hin, welches das Handeln des Erfinders des Karlsruher Stadtbahn-Modells sein Leben lang bestimmte: größtmögliche Kundenzufriedenheit für eine maximale Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrs. Dabei ist das Wort „Nahverkehr“ beim Karlsruher Modell nicht ganz passend, denn das Neue und Innovative war die Erweiterung der Karlsruher Straßenbahn weit in die Region hinaus, um möglichst vielen Fahrgästen umsteigefreie Verbindungen anbieten zu können. Das ist nicht nur bequemer, sondern verkürzte für die meisten Fahrgäste auch die Reisezeiten.
„Dieses Verkehrskonzept wird in Karlsruhe hervorragend angenommen und bereits aus dem Ausland abgeschaut. Die enormen Zuwachsraten an Fahrgästen machen es in Deutschland einzigartig. Ich kann mir für die Verleihung des Deutschen Schienenverkehrs-Preises keinen besseren Ehrenpreisträger vorstellen als Dr.-Ing. Dieter Ludwig, mit dessen Namen dieser Erfolg verbunden ist“, erklärte Michael Cramer.
Dieter Ludwig, der schon früh die „Unverzichtbarkeit der Schiene“ in einer sich klimatisch und wirtschaftlich verändernden Welt erkannte, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sich nicht nur in Karlsruhe für die Schiene einzusetzen. „Das wichtigste für den Erfolg des öffentlichen Verkehrs ist es, darauf zu achten, was die Fahrgäste möchten. Und diese möchten ohne Umsteigen von einem am Wohn- oder Arbeitsort naheliegenden Haltepunkt direkt und zügig zu ihrem Zielort fahren - auch über Stadtgrenzen hinaus“, so der Verkehrsfachmann. Um das zu ermöglichen und Kosten für Neubaustrecken zu vermeiden, fährt die Karlsruher Stadtbahn auch auf DB-Strecken, die teilweise von der Bahn gepachtet sind. Dafür wurde eigens ein neuer Zug konzipiert, der sowohl auf dem Straßenbahnnetz als auch auf dem DB-Netz zugelassen ist.
„Da sich der DBV auch der Durchsetzung der
Bedürfnisse der Fahrgäste verschrieben hat,
bin ich bei Ihnen genau richtig“, freute sich
Dieter Ludwig bei der Übergabe des Preises
durch den Verbandspräsidenten, Gerhard J.
Curth. Dieser verwies darauf, dass der Deutsche
Schienenverkehrs-Preis in der Kategorie
Ehrenpreis seit 1991 erst zwei Mal vergeben
wurde und damit nur für Ausnahmeleistungen
überreicht wird.
Deutscher Bahnkunden-Verband
Die Feier des Fahrgast-Rates in Lüchow zu seinem fünfjährigen Geburtstag war mit über 25 Gästen sehr gut besucht. In verschiedenen Redebeiträgen wurde neben der ökologischen Frage auf soziale Aspekte hingewiesen, die einen Ausbau des ÖPNV notwendig machen.
Jan Stehn erzählte von Anrufen alter und mobilitätseingeschränkter Menschen beim Fahrgast-Rat, die lebenswichtige Einrichtungen nur mit erheblichen Beschwernissen erreichen könnten. Der Leiter eines Einkaufmarktes berichtete, dass er aufgrund fehlender ÖPNV-Verbindungen Menschen ohne Auto keinen Arbeitsplatz vermitteln könne. Jochen Neumann vom Tagungshaus Kurve Wustrow wies daraufhin, dass für die Förderung der internationalen Austauschprogramme eine ÖPNV-Verbindung nachzuweisen sei – diese fehle aber gerade an den Wochenenden. Stefan Irro, Busunternehmer in Lüchow, sah in den Nachfragen außerhalb der Schulzeiten einen Hinweis auf einen wachsenden Bedarf an Mobilitätsdienstleistungen.
Lob bekam der Landkreis für seine Reformpolitik, mit der – bei knapper Kasse – wichtige Verbesserungen für den ÖPNV erreicht werden konnten: die Einführung des Wendlandtarifes, der Schülerfreizeitkarte und des Rufbusses Dannenberg—Dömitz. Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob der Rufbus zu hohe Kosten verursacht oder ob im Gegenteil durch Einsparung teurer Linienfahrten das Rufbusangebot kostengünstig ausgebaut werden könnte.
Gerhard J. Curth, Präsident des Deutschen Bahnkunden-Verbandes und Geschäftsführer der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE), stellte klar, dass die DRE in der Pflicht sei, die Infrastruktur der Jeetzeltalbahn betriebsfähig herzustellen, aber ein Fahrbetrieb seitens der DRE nicht geplant sei. Mit Vertretern des Landkreises und der Samtgemeinde Elbtalaue sei eine Planungsgruppe vereinbart worden, die alle Fördermöglichkeiten und Kooperationsformen für die Wiederaufnahme eines Bahnverkehrs prüfen will. Untersucht werden soll, ob die Jeetzeltalbahn mit einer Westkurve an die Wendlandbahn angebunden und ob dabei in Dannenberg ein attraktiver citynaher Bahnhof geschaffen werden kann.
Auf der anschließenden Mitgliederversammlung des Fahrgast-Rates wurden drei Aktionsschwerpunkte für 2008 beschlossen:
Neu in den Vorstand gewählt wurden Sabina Berger aus Hitzacker, Holger Burmeister aus Gühlitz und Thorsten Hensel aus Trebel.
Fahrgast-Rat Wendland, Dorfstraße 30,
29462 Blütlingen, Telefon (058 43) 98 69 00
Die Arbeit des Fahrgast-Rates ist auf Spenden
angewiesen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Fahrgast-Rat Wendland im DBV
Bahnhöfe sind für Bahnkunden „Stadttore“, durch die sie einen Ort verlassen und einen anderen betreten. Bei der Ankunft eines Reisenden bestimmen Bahnhöfe den ersten Eindruck, der bekanntlich besonders wichtig ist. Deshalb ist es fatal, dass sich viele Bahnhöfe und ihr Umfeld in einem erschreckenden Zustand präsentieren.
Aber es gibt auch Bahnhöfe und Bahnhofsplätze, die sehr positiv empfunden werden. In der Regel sind es solche, die in den letzten Jahren neu- oder umgebaut wurden. Um ihre Vorbildwirkung zu stärken, werden von der Allianz pro Schiene seit einigen Jahren die aus Kundensicht besten Stationen als „Bahnhof des Jahres“ prämiert. Im Jahr 2007 waren das der Berliner Hauptbahnhof und der Bahnhof Landsberg am Lech (siehe SIGNAL 5/2007).
Die Nominierung für den „Bahnhof des Jahres“ erfolgt auf Grundlage einer repräsentativen Kundenumfrage des Meinungsforschungsinstituts Infas. Die Jury der Allianz pro Schiene bewertet anschließend vor Ort mit Hilfe von Checklisten Kundeninformation, Sauberkeit, Integration in die jeweilige Stadt, Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln und Aufenthaltsqualität im Bahnhof (z. B. Erscheinungsbild, gastronomische Angebote). In der Jury ist neben Vertretern von VCD, ACE und Pro Bahn ab 2008 nunmehr auch der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) vertreten.
Mit der Preisverleihung sollen sowohl die Leistungen engagierten Bahnhofspersonals gewürdigt werden als auch die Kommunen darin bestärkt werden, die Modernisierung der Bahnhöfe und ihres Umfeldes aktiv zu unterstützen. Nur wenn alle Beteiligten – DB AG, Länder, Kommunen und Privatwirtschaft – ihren Beitrag leisten, kann ein Bahnhof die Ansprüche der Kunden erfüllen und dazu beitragen, dass mehr Bürger öfter das Auto stehen lassen und mit der Bahn fahren.
Deutscher Bahnkunden-Verband
aus SIGNAL 2/2008 (Mai 2008), Seite 25-26