Weniger Fahrgastinformation

Deutschland ohne Kursbuch

Mit Beginn der neuen Fahrplanperiode am 14. Dezember 2008 soll es in Deutschland kein gedrucktes Kursbuch mehr geben. Die Gesamtausgabe und sechs der sieben Regionalausgaben sollen eingestellt werden. Die Kursbuchtabellen sind dann nur noch im Internet verfügbar. Der Berliner Fahrgastverband IGEB hat diese Absicht kritisiert und die Deutsche Bahn aufgefordert, ihren Kunden auch künftig ein gedrucktes Kursbuch mit den bewährten Karten zu einem angemessenen Preis anzubieten.


Berliner Fahrgastverband IGEB

18. Jul 2008

Das Kursbuch in Deutschland: Nie war es so dick wie heute...
1976: DB 1,5 kg und DR 0,3 kg
2006: DB AG 6,4 kg Foto: Florian Müller

Für die Herausgabe eines gedruckten Kursbuches mit Fahrplantabellen und Karten gibt es mehrere Gründe:

Internetangebot verbessern

Unabhängig von der Fortführung einer gedruckten Kursbuchausgabe muss

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das Internetangebot der Bahn verbessert werden:

Kursbuch Baden-Württemberg bleibt

Interessanterweise bleibt das Baden-Württemberg- Regionalkursbuch zunächst bestehen. Dies begründet sich im Verkehrsvertrag dieses Bundeslandes.

Hoffentlich kommen nicht die Verkehrsverbünde in Deutschland ebenfalls auf die Idee, ihre gedruckten Kursbücher abzuschaffen. Für Berlin-Brandenburg könnte der VBB ein Verbundkursbuch für den Regionalverkehr auflegen und so eine Lücke schließen.

Laufend Fahrplanänderungen

Natürlich gibt es nachvollziehbare Gründe, auf die Herausgabe eines gedruckten jährlich erscheinenden Kursbuches zu verzichten, wenn schon nach kurzer Zeit zahlreiche der gedruckten Fahrpläne teilweise oder vollständig geändert werden. Aber gerade dieses Unwesen, unabhängig von Fahrplanperioden und Kundeninteresse an einem verlässlichen Fahrplan ständig Änderungen in den Fahrplänen vorzunehmen, würde mit einer Beschränkung auf das elektronische Kursbuch sicher noch gefördert. Die wöchentlichen Fahrplanänderungen in der Nacht von Donnerstag zu Freitag würden zum Regelfall, weil bei Bauarbeiten noch weniger Rücksicht auf Fahrplanstabilität genommen würde. Schon heute gibt es Züge, die in einer Fahrplanperiode zwei bis fünf verschiedene Fahrpläne haben – regulär ohne Berücksichtigung der vielen Änderungen durch Bauarbeiten.

Nicht überzeugen kann auch das Argument „Papierersparnis“. Dort, wo die DB es für nützlich hält, gibt sie Faltblätter, Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften auf teurem Papier kostenlos und in großer Zahl an alle Fahrgäste. Wenn nun ausgerechnet beim Kursbuch mit dem Papiersparen begonnen wird, zeigt das den Stellenwert, den die DB der Kundeninformation noch zubilligt.

Letztlich geht es nicht darum, das gedruckte Kursbuch zu erhalten oder abzuschaffen, sondern es geht der DB um Flexibilisierung des Betriebs durch zunehmenden Verzicht auf verlässliche und stabile Fahrpläne.

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 3/2008 (Juli 2008), Seite 7