Vorbildlicher Nachbar

Frankreich: In vier Städten weniger Autoverkehr

In vielen französischen Metropolen wird der Rückgang des Individualverkehrs durch gezielten Straßenbahnausbau gefördert...


IGEB Stadtverkehr

18. Jul 2008

Straßenbahn in Lyon. Der konsequente Ausbau des öffentlichen Verkehrs hat zu hohen Fahrgastzahlen und einem Rückgang des Autoverkehrs in Frankreichs zweitgrößter Stadt geführt. Foto: Matthias Horth

Ist das „Naturgesetz“ des ewigen Wachstums des Autoverkehrs in den Städten außer Kraft gesetzt? Nicht nur in Berlin, auch in einigen französischen Städten hat der Autoverkehr abgenommen. Die aktuelle Haushaltsbefragung brachte zu Tage, dass der Autoverkehr zwischen 1996 und 2006 in Lyon um 15 Prozent, in Rennes um 4, in Rouen um 3 und in Reims um 2 Prozent zurückgegangen ist. Diese Entwicklung muss vor dem Hintergrund gewürdigt werden, dass im betrachteten Zeitraum eine starke Suburbanisierung stattgefunden hat, die in Deutschland, staatlich gefördert durch Kilometerpauschale und Eigenheimzulage, bereits deutlich früher zu verzeichnen war.

Der Ballungsraum Lyon mit einer Bevölkerung von 1,24 Mio Einwohnern hat mittlerweile in Frankreich das beste Nahverkehrssystem außerhalb von Paris, was sich auch in hohen Nutzerzahlen niederschlägt. Die Lyoner Zahl von 266 Fahrten pro Einwohner im Jahr 2006 entspricht dem Berliner Wert der BVG (ohne S-Bahn). Allein seit 2002 wurden rund 1 Mrd Euro in U-Bahn, Straßenbahn, Obus, Bus und Regio- Stadtbahn (im Bau) investiert. Die Nutzung des ÖPNV stieg seit 1995 um 18 Prozent – trotz wachsender Motorisierung auf inzwischen 460 Pkw je 1000 Einwohner.

Bemerkenswert ist, dass in Lyon die Mobilität insgesamt um 7,5 Prozent

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von 3,63 Wegen pro Einwohner und Tag auf 3,36 abgenommen hat und damit in etwa wieder das Niveau von 1986 erreicht hat. Dies wird zumindest teilweise auf die Alterung der Bevölkerung zurückgeführt. Von den täglichen Wegen wird etwas mehr als die Hälfte zu Fuß, mit dem ÖPNV und dem Fahrrad zurückgelegt.

Auch Rouen und Rennes (um 400 000 Einwohner im Ballungsraum) haben den Ausbau des ÖPNV konsequent verfolgt und waren damit offensichtlich erfolgreich.

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 3/2008 (Juli 2008), Seite 19