Grenzverkehr
18. Jul 2008
Vom 19. Mai bis 17. Juli gab es eine Buslinie zwischen dem Hauptgebäude der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) zum Wohnheim Amicus im polnischen Słubice. Angeboten wurden sieben Fahrtenpaare montags bis donnerstags. Die Busse verkehrten unter der Linienbezeichnung „AStA“. Der Allgemeine Studentische Ausschuss hatte den Verkehr initiiert und gemeinsam mit der Viadrina finanziert, um für die 700 Studierenden in den Wohnheimen in Słubice eine bequeme Verbindung zum Campus in Frankfurt herzustellen. Auch deutsche Studierende nutzten die Linie gern zum Erreichen des Collegium Polonicum in Słubice. Da es sich rechtlich nicht um einen „Öffentlichen Personenverkehr“ sondern um einen „Werksverkehr“ handelte, durften nur Studenten die Linie benutzen.
Im Frankfurter Rathaus wird das Projekt begrüßt und die Ausdehnung auf eine öffentliche Linie befürwortet. Die Słubicer Taxifahrer zeigen sich weniger begeistert angesichts solcher Überlegungen, denn sie fahren konkurrenzlos, da es bisher in Słubice praktisch keinen Stadtverkehr gibt.
Aber auch die Frankfurter Bürger haben bisher
grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr abgelehnt. 2006 hatten sie sich in einer Bürgerbefragung mit großer Mehrheit gegen den Bau einer Straßenbahnstrecke über die Oder nach Słubice ausgesprochen (s. SIGNAL 1/2006). Daraufhin wurde das bereits ausgearbeitete und von den Frankfurter Stadtverordneten befürwortete Projekt zu den Akten gelegt. Auch das Słubicer Rathaus hatte die Straßenbahnstrecke in seiner Stadt begrüßt – und war sehr enttäuscht über das Scheitern.
Nach dem Wegfall der Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Polen im Dezember 2007 gab es im Februar schon einmal einen „Studenten-Werksverkehr“. Nun gingen die Studierenden abermals in Vorlage und demonstrierten so für öffentlichen Verkehr zwischen den Schwesterstädten an der Oder. Doch ernsthafte Bemühungen der „Offiziellen“ zum Entwickeln einer regulären Buslinie für alle Nutzer sind leider weiterhin nicht erkennbar.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 3/2008 (Juli 2008), Seite 20