Brandenburg
Wo ein Wille ist, ist auch in schwierigen Zeiten ein Weg. Das bewiesen die Schöneicher— Rüdersdorfer Straßenbahn (SRS) und das brandenburgische Verkehrsministerium. Am 1 3. Februar wurde der ersehnte Fördermittelbescheid für die weitere Sanierung der traditionsreichen Strecke in Rüdersdorf feierlich übergeben.
15. Apr 2007
Die SRS hat es seit 1990 nicht leicht gehabt: gelegen in einem typischen Autopendler- Gebiet, mit Investitionsbedarf in die gesamte Technik und agierend im Spannungsfeld zwischen den oft unterschiedlichen Interessen von zwei Ländern und zwei Landkreisen. So wurde der Weiterbetrieb dieser nach Berlin-Friedrichshagen verkehrenden Vorortstraßenbahn wiederholt in Frage gestellt. Aber die engagierte Leitung und ihre Belegschaft zeigten wie schon zu DDR-Zeiten Durchhaltewillen und Improvisationstalent. Unterstützt wurden sie von den beiden Anliegergemeinden, die Mitgesellschafter der SRS sind und denen bewusst ist, welche Vorteile diese gute Verkehrsanbindung bietet.
Seit dem Beginn der Arbeiten waren schon einige Jahre vergangen und mehr als die Hälfte der Strecke saniert, als der Landesregierung die Förderanträge für den letzten alten Streckenteil vorgelegt wurden. Kein Grund zur Besorgnis also. Doch der für Rüdersdorf zuständige Landkreis Märkisch- Oderland überraschte mit der Weigerung, sich auch künftig angemessen an den Betriebskosten zu beteiligen. Nur mit einer langfristigen Verpflichtung zur Verkehrsbestellung war jedoch das Geld für die Sanierung der Strecke zu bekommen. Erst Mitte 2006 bekannte sich der Landkreis zur SRS.
Mit insgesamt weniger als 3 Millionen Euro, davon 2,1 Millionen Fördergelder und rund 750 000 Euro Eigenmittel von Landkreis und SRS, für den 5 km langen Abschnitt zeigt die SRS, dass guter Schienenverkehr nicht teuer sein muss. Die Geschäftsführung vergeudete bis zum endgültigen Bescheid keine Zeit und begann die Arbeiten mithilfe des Eigenanteils. So konnte der Öffentlichkeit bei der Überreichung des Förderbescheids des Landes bereits die neue Endschleife in Rüdersdorf präsentiert werden.
Wie schon bei den anderen sanierten Abscnitten machte man keine halben Sachen, sondern baute den gesamten Bahnkörper auf der alten Trasse neu. Eine zeitgemäße Haltestelle mit Wartehalle ist für den späteren Anschluss an die dynamische Fahrgastinformation vorbereitet und auch das zweite Gleis für Schad- oder Sonderzüge wurde nicht wegrationalisiert.
Mit den nun bewilligten Geldern soll die Haltestelle vor der Schleife zu einem Anschlussknoten zur wichtigen Buslinie 450 mit Halt beider Betriebe am selben Bahnsteig aufgewertet werden. Für die Beseitigung des letzten eingleisigen Abschnittes im Straßenraum sind die Planungen noch nicht abgeschlossen, aber auch die Gemeinde Rüdersdorf ist an einem eigenen Straßenbahnkörper zwischen Busbahnhof und Kirche interessiert, so dass einer einvernehmlichen Lösung nichts im Wege steht. In Kenntnis der durchdachten und soliden Lösungen im ersten Streckenteil (Ortsdurchfahrt Schöneiche mit teilweiser Neutrassierung) darf auf eine erfolgreiche Fortsetzung in Rüdersdorf vertraut werden.
Mit den künftigen Verbesserungen vor Augen werden die Anwohner sicher auch die Beschwerden der Bauzeit hinnehmen und danach hoffentlich umso häufiger Straßenbahn fahren. Schon heute befördert die Tram 88 auf der 14 km langen Strecke jährlich mehr als eine Million Fahrgäste. Auch Berlin-Besuchern sei eine Fahrt zur und mit der Schöneicher—Rüdersdorfer Straßenbahn empfohlen.
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 2/2007 (April/Mai 2007), Seite 18