Brandenburg:
15. Apr 2007
Seit dem 1. Juli 2005 gilt in Deutschland eine geänderte Abfallverordnung. Grundlegender Bestandteil der geänderten Verordnung ist das Verbot des Ablagerns von unbehandeltem Müll auf den Deponien. Der Müll muss deshalb vorsortiert und recycelt oder verbrannt werden. Diese Neuerungen und weitere Einflüsse haben zu einer deutlichen Reduzierung der Zahl weiter in Betrieb bleibender Mülldeponien geführt.
Zu den größten verbliebenen gehört neben Schöneicher Plan die Deponie Vorketzin unweit der Stadt Ketzin im Havelland. Diese Anlage ist in den letzten Jahren saniert worden und soll nunmehr bis ca. 2030 betrieben werden können. Neben den Anliegergemeinden sowie dem Land Berlin liefert unter anderem auch die Landeshauptstadt Potsdam ihren Müll zu dieser Deponie. Leider geschieht das ausschließlich auf der Straße. Durch die Mülltransporte werden die Gemeinden entlang der befahrenen Straßen, auch nach Potsdam eingemeindete Gemeinden, allein durch diese Transporte mit schätzungsweise täglich einem Dutzend Lkw- Fahrten belastet.
Dass es auch anders geht, beweist das Land Berlin. Die Mülltransporte werden in Containern auf Flachwagen per Ganzzug über den westlichen Berliner Außenring (BAR), Wustermark Rbf nach Vorketzin befördert. Die Fahrten von Wustermark Rbf nach Vorketzin übernimmt hierbei die Havelländische Eisenbahn und bedient somit ihre Gründungsstrecke nach Ketzin wieder teilweise. In Vorketzin erfolgt die Umladung der Container im Bereich der vom Land finanzierten Anschlussgleise per Container- Stapler auf Lkw, welche die restlichen Meter zur Feinverteilung des Mülls auf dem Deponiegelände übernehmen.
Nun könnte man die Lkw-Fahrten aus Potsdam mit dem Argument abtun, die Anzahl der Lkw-Fahrten abseits der Autobahnen steige zum Beispiel durch die Umgehung der Lkw-Maut sowieso ständig an, also fallen ein paar zusätzliche Fahrten nicht auf. Wenn man aber bedenkt, dass es sich bei Annahme von 220 Werktagen pro Jahr x 12 Lkw-Fahrten schon um ca. 2600 Fahrten pro Jahr handelt, ist das eine nicht zu verachtende Größenordnung.
Um die Belastung der durchfahrenen Kommunen sowie die allgemeinen Umweltbelastungen zu reduzieren, schlägt der Deutsche Bahnkunden-Verband die Verlagerung der Potsdamer Mülltransporte auf die Schiene vor. Der Stützpunkt der für die Müllentsorgung zuständigen Stadtentsorgung GmbH (STEP) liegt im Industriegebiet Potsdam-Rehbrücke direkt an einem derzeit nicht befahrenen Anschlussgleis der ehemaligen Industriebahn Rehbrücke. Hier könnte eine Verladeeinrichtung entstehen. Ist diese Variante aus Kostengründen zu verwerfen, bietet sich alternativ die 500 Meter entfernte Ladestraße an der Wetzlarer Bahn an. Hier werden schon regelmäßig Zuschlagstoffe für ein ansässiges Betonwerk angeliefert. Der Umschlag der Container vom Lkw auf die Bahn könnte analog dem Verfahren in Vorketzin geschehen.
Der Deutsche Bahnkunden-Verband fordert die politisch Verantwortlichen sowie die Entscheidungsträger bei der STEP auf, die notwendigen Signale für die Entwicklung einer zukunftsfähigen Lösung zu setzen und den Transport des Mülls per Bahn zu forcieren. So sieht ein Beitrag zur Entlastung der Umwelt und der Straßen durch die Anliegergemeinden aus!
Berlin-Brandenburgischer Bahnkunden-Verband
aus SIGNAL 2/2007 (April/Mai 2007), Seite 21