Schienenverkehrswochen 2008
Streckensanierungen und Aufzugsneubau gehen weiter
15. Dez 2008
(Fortsetzung von: Sprechtag Straßenbahn)Den Abschluss der Fahrgastsprechtage 2008 bildete am 30. September der BVG-Bereich U-Bahn. Was die Anbindung des Hauptbahnhofs betrifft, kann der U-Bahn- Direktor Hans-Christian Kaiser seinem Kollegen von der Straßenbahn zuvorkommen: Im August 2009 zur Leichtathletik-WM soll die schon fast vergessene U 55 ihren Betrieb aufnehmen. Ansonsten steht bei einem über 100-jährigen Netz die Sanierung und Instandhaltung an erster Stelle.
In den nächsten Jahren konzentriert sich die BVG auf die Hochbahnstrecken der U 1 und U 2 in Kreuzberg und Pankow. Spektakulär dürfte der Brückenaustausch über der Kreuzung Wisbyer Straße/Schönhauser Allee werden, wo sich auch zwei wichtige Tramstrecken treffen. Sanierungsarbeiten am bzw. im Tunnel gibt es ebenfalls bei U 1 und U 2 und außerdem auf den Vorkriegsabschnitten der U 5 und U 6. 2008 stand neben Bundesplatz noch die U 8 im Mittelpunkt, an deren Stationen Moritzplatz, Rosenthaler Platz und Kottbusser Tor noch gearbeitet wird.
Die zum Sprechtag noch andauernden Arbeiten am wichtigsten Berliner U-Bahnhof Alexanderplatz sind inzwischen abgeschlossen und das Ergebnis ist gestalterisch sehenswert. Positiv ist auch der Bau zusätzlicher Ausgänge. Für weitere Ausgänge vom Bahnsteig der U 2 zu den Straßenbahnhaltestellen liegen der BVG allerdings noch keine Genehmigungen vor.
Auch die dringend nötige weitere Sanierung des U-Bahnhofs Lichtenberg wurde zugesagt, allerdings ohne
Berücksichtigung der vorhandenen Rampen zur Weitlingstraße – stattdessen wird hier Geld für einen Aufzug verschwendet, der an anderer Stelle fehlt. Auf 63 von 170 Stationen sind zurzeit insgesamt 100 Aufzüge vorhanden.
Das Aufzugsprogramm geht 2008 mit Inbetriebnahmen am Tierpark, Frankfurter Tor und Mehringdamm weiter, 2009 sollen Leopoldplatz, Potsdamer Platz, Südstern, Breitenbachplatz und Voltastraße folgen.
Das Programm Zweiter Ausgang für alle unterirdischen Stationen konnte 2008 mit den U-Bahnhöfen Konstanzer Straße und Rudow auf der U 7 abgeschlossen werden.
Andere Maßnahmen wirken eher im verborgenen, wie zum Beispiel die Videoüberwachung, eine geplante Modernisierung des Signalsystems oder die längst überfällige bessere Verknüpfung des Betriebsleitsystems der drei BVG-Teilbereiche U-Bahn, Tram und Bus, die zu besseren Anschlüssen, speziell im Störungsfall, führen soll.
Der in Nürnberg erstmals in Deutschland eingeführte reguläre fahrerlose Betrieb steht für die Berliner U-Bahn nicht zur Debatte, obwohl hier auf einem Versuchsabschnitt wesentliche Erkenntnisse dafür gewonnen wurden.
Nach Inbetriebnahme aller 24 HK-Züge (Kleinprofilnetz U 1 bis U 4) sind in den nächsten Jahren keine neuen Wagen zu erwarten. Die BVG hat zahlreiche gut gepflegte Wagen, die nach einer Modernisierung noch viele Jahre fahren können, zum Beispiel die Großprofilserien F74, F76 und F79. Auch das schon laufende Modernisierungsprogramm bei den Gisela- Zügen (Kleinprofil) kommt gut voran.
Der Vandalismus bleibt ein Problem, dem die BVG unter anderem mit Hartschalensitzen und beklebten Fensterscheiben beikommen will. Ob technische Maßnahmen ohne unterstützende Personalpräsenz aber auf Dauer ausreichen, darf bezweifelt werden. Die Aussicht, dass künftig bei allen U-Bahn-Fenstern der Blick durch ein Brandenburger- Tor-Muster beeinträchtig wird, empfanden mehrere Sprechtagsbesucher eher als Horrorvision.
Auch der Fahrgastsprechtag U-Bahn bot wieder die Möglichkeit, Fragen aller Art zu stellen, die kompetent und geduldig beantwortet wurden. Die Zusage, auch 2009 wieder zur Verfügung zu stehen, verband Direktor Hans-Christian Kaiser mit der Einladung, den nächsten Sprechtag im U-Bahn- Museum zu veranstalten.
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 6/2008 (Dezember 2008/Januar 2009), Seite 17