Brandenburg
15. Dez 2008
Beim Ausbau des Eisenbahnnetzes nach der Wiedervereinigung wurde ein Wiederaufbau der Stammbahn Berlin—Potsdam im Bereich des Berliner Hauptbahnhofs und seiner südlichen Zufahrtsgleise bereits berücksichtigt. Und am 18. April 2000 titelte die Berliner Zeitung, gestützt auf Aussagen einer Sprecherin der Deutschen Bahn, euphorisch „Stammbahn wird bis zum Jahr 2006 gebaut“. Man wisse allerdings noch nicht, so die Sprecherin, woher die bis zu 180 Millionen Euro für den Wiederaufbau kommen sollen.
Inzwischen schreiben wir fast 2009 und es ist leider nicht absehbar, wann mit dem Wiederaufbau überhaupt begonnen wird, denn als Projekt ist die Stammbahn weder im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen, noch kann sich die Bundesregierung so recht an ihre einstmals gegebene Zusage erinnern, für die Schließung der teilungsbedingten Streckenunterbrechungen die gesamten Kosten zu übernehmen. Hätten Berlin und Brandenburg von Anfang an ohne Wenn und Aber an dem Projekt festgehalten und auf das Versprechen gepocht, sähe es vielleicht anders aus.
Seit eine Nutzen-Kosten-Untersuchung der Länder Brandenburg und Berlin für einen Regionalzugverkehr im 30-Minuten-Takt deutlich unter dem Schwellenwert von 1,0 geblieben ist (siehe SIGNAL 2/2008) scheint aus dem Thema die Luft raus zu sein. Dabei hat die Untersuchung gezeigt, dass sowohl innerhalb Berlins als auch mit der Verknüpfung nach Potsdam für ein weiteres Schienenangebot durchaus ein Fahrgastpotenzial vorhanden ist. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es wirklich ein Halbstunden-Takt aus zwei Regionalverkehrslinien sein muss. Wer unter Hinweis auf das Untersuchungsergebnis meint, der Wiederaufbau der Stammbahn sei für alle Zeit illusorisch, der irrt. Denn die Untersuchung zeigt lediglich, dass sich der Wiederaufbau für ein Halbstunden-Regionalverkehrsangebot nicht rechnet. Nicht mehr und auch nicht weniger. Weitere Bedienungsalternativen wurden nicht untersucht.
Welche Möglichkeiten gibt es also, einerseits ein attraktives Nahverkehrsangebot in dieser Relation anzubieten und andererseits die Investitions- und später die Betriebskosten niedrig zu halten? Hier hat der DBV drei Varianten entwickelt:
Das Untersuchungsergebnis bescheinigt auf Berliner Gebiet eine hohe Nutzerzahl. Daher sollte auch die Nutzung der Wannseebahn für den Regionalverkehr vorbehaltlos geprüft werden. Sie böte zudem gegenüber einer Stammbahn-Variante die Möglichkeit, Züge von der Wetzlarer Bahn (RE 7/MR 33) auf diese Trasse zu führen.
Das ÖPNV-Angebot im südwestlichen Berliner Raum muss dringend verbessert werden und ein weiteres Angebot zwischen Berlin und der brandenburger Landeshauptstadt hat durchaus seine Berechtigung. Der DBV sieht keinen Grund dafür, die Diskussion um das beste Verkehrsangebot nicht weiterzuführen. Deshalb muss es weitere Untersuchungen unter Einbeziehung der genannten Varianten geben.
Die Diskussion ist noch lange nicht abgeschlossen; sie hat gerade erst wieder begonnen!
DBV Potsdam-Mittelmark
aus SIGNAL 6/2008 (Dezember 2008/Januar 2009), Seite 12