Sachsen

Skandal um Zwickauer Containerbahnhof


EFWO „Friedrich List“ im DBV

15. Apr 2007

Demontage des stillgelegten Containerbahnhofs Zwickau. Foto: EFWO

Nach Auskunft der Sächsischen Staatsregierung wurde der Zwickauer Umschlagbahnhof durch den Betreiber 1999 geschlossen und zwischenzeitlich an ein Zwickauer Unternehmen vermietet, welches Stahl und Beton umsetzte. Der Mietvertrag sei nicht verlängert worden und ein weiterer Nutzer fand sich im Jahr 2006 nicht, so der Betreiber, die Deutsche Umschlagsgesellschaft Straße Schiene mbH (DUSS). Die DUSS ist ein Tochterunternehmen der DB Netz AG.

Im Wesentlichen wurde die Stilllegung der Krananlagen mit der innerstädtischen Lage, der dementsprechend erschwerten Anbindung und den komplizierten Nutzungsbedingungen für die Anlagen begründet. Die Gleis- und Krananlagen entsprächen nicht den heutigen Standards für Anlagen des kombinierten Verkehrs. Eine Sanierung sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich gewesen.

Die innerstädtische Lage sowie eine angeblich schwierige Anbindung als Begründung für die Stilllegung heranzuziehen, ist nicht nachvollziehbar. Auf die Anbindung zum Güterumschlagplatz Zwickau wurde seit Gründung der DB AG bei Wartung und Erneuerung kein Wert gelegt, obwohl dieser optimal und zentral gelegen ist. Und was versteht man unter komplizierten Nutzungsbedingungen? Beziehen sich diese auf bürokratische Hürden, so ist die DB AG dafür verantwortlich zu machen. Meint man die praktische Nutzung, so sollte man auf erfahrene, ggf. ehemalige Transportarbeiter zurückgreifen, die wissen wie man einen Kran bedient. Ausrüstungsgegenstände nachzurüsten dürfte im Imperium DB AG wohl nicht das Problem sein.

Entscheidender dürfte die Verkehrsstrategie des Freistaats Sachsen zugunsten des GVZ Glauchau gewesen sein. Dessen ausdrückliche Sicherung dürfte für die Muldestadt Zwickau zur Minderung als Güterumschlagsstandort beitragen. Aber zu fragen ist, ob der weltweit steigende Containerverkehr für Südwestsachsen keine Rolle spielt? Tagtäglich rollen Lkw mit Containern durch Zwickaus Innenstadt hindurch.

Es liegt also klar auf der Hand: Nicht die fehlenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind die Ursache der Schließung eines intakten Güterumschlagplatzes, sondern Interessenlagen, in die der Güterumschlagbahnhof Zwickau nicht passt – so, wie man einen modernen, neu gebauten Containerbahnhof in Chemnitz auch nicht wollte und diesen demontierte.

Die Verkehrsstrategie des Freistaats Sachsen beeinträchtigt die künftige verkehrliche Entwicklung der Stadt Zwickau, welche sich übrigens eindeutig für einen Güterumschlagplatz am betreffenden Standort positioniert hat. Die gesamte Region sollte schnell intervenieren, bevor der letzte Containerkran verschwunden ist. So jedenfalls betreibt man keine Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene.

EFWO „Friedrich List“ im DBV

aus SIGNAL 4/2007 (August/September 2007), Seite 26