Hessen
15. Aug 2007
Der hessische Fahrgastverband Pro Bahn & Bus setzt sich für die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Frankenberg— Korbach und die Modernisierung der Anschlussstrecke nach Marburg ein und kritisiert einen Vorstoß des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV), die Reaktivierungspläne zu stoppen. Helmut Eichenlaub, Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg und Mitglied des NVV-Aufsichtsrats, hatte außerdem von Plänen des NVV berichtet, auch die Strecke Wabern—Bad Wildungen endgültig stillzulegen.
Für den hessischen Fahrgastverstand Pro Bahn & Bus ist unverständlich, warum die Kürzung der Bundesmittel für den Nahverkehr ausschließlich auf dem Rücken der ländlichen Regionen ausgetragen wird. Die Beschneidung der Gelder war unter anderem vom Land Hessen vorangetrieben worden. Gleichzeitig hatte die Landesregierung im vergangenen Jahr verfügt, das Bahnangebot in der Rhein-Main-Region und vor allem die Verbindungen zum Frankfurter Flughafen von Streichungen zu verschonen. Nur unter dieser Bedingung war das Land bereit, einen Teil der gestrichenen Mittel mit den reichlich vorhandenen Mehreinnahmen aus der Mehrwertsteuererhöhung zu kompensieren.
Statt gegen diese Ungleichbehandlung auf die Barrikaden zu gehen, setzt der NVV jetzt die Vorgaben aus Wiesbaden eins zu eins um und benachteiligt dabei die strukturschwächsten Regionen seines eigenen Verbundgebietes. Pro Bahn & Bus fordert, die Strecke Wabern—Bad Wildungen mittelfristig ins Regiotram-Konzept aufzunehmen. Alle Lösungen mit Umsteigen in Wabern führen zu Fahrzeitverlusten.
Zwischen Korbach und Marburg muss die Wiederinbetriebnahme und Modernisierung endlich umgesetzt werden. Die Kurhessenbahn ist mit umfangreichen Investitionen auf den Strecken Brilon Wald— Korbach und Frankenberg—Marburg in Vorleistung getreten und muss erwarten können, dass sich die beteiligten Parteien an ihre Zusagen halten. Dabei stand von Anfang an fest, dass nur mit einem durchgehenden Verkehr Marburg—Frankenberg— Korbach—Brilon Wald auf Dauer ein wirtschaftlicher Betrieb des gesamten Netzes möglich ist.
Besonders ärgerlich: Setzt der NVV seine Streichungspläne südlich von Frankenberg um, zwingt er den für eine Teilstrecke zuständigen Rhein-Main-Verkehrsverbund ebenfalls zu Kürzungen – und das, obwohl zwischen Marburg und Frankenberg schon heute ausreichend viele Fahrgäste unterwegs sind.
Völlig unverständlich ist, warum Frankenbergs Bürgermeister Christian Engelhardt sich gegen die Bahn und für einen Radweg auf der Trasse ausspricht. Das Edertal bietet genügend Flächen für einen weiteren Ausbau des bestehenden Radweges. Nur die Kombination von Bahnanschluss UND Radweg kann als innovativ bezeichnet werden. Dies wird im Lahntal und in der Rhön mit Erfolg praktiziert. Anerkennung verdient dagegen Peter Gaffert, Leiter des Nationalparkamtes, für seine Forderung: „Wir brauchen die Erschließung unseres Nationalparks mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Insbesondere mit der Bahn als echte Alternative zur Anreise mit dem Auto.“
Pro Bahn & Bus im DBV
aus SIGNAL 4/2007 (August/September 2007), Seite 31