Innen hui, außen pfui
Ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs präsentiert sich die Station in einer für Berlin ungewohnten Ordnung und Sauberkeit. Verlässt man aber das Bahnhofsgebäude, um mit dem Bus weiterzufahren, so steht man inmitten einer Service-Qualitäts-Brache.
15. Dez 2006
Die Schwierigkeiten für Umsteiger zum Bus beginnen bereits innerhalb des Bahnhofsgebäudes, wenn sie den richtigen Ausgang suchen. Sind sie schließlich auf dem nördlichen Bahnhofsvorplatz, dem Europaplatz, angekommen, werden sie hier vergeblich nach einer Wegweisung zu den einzelnen Bushaltestellen suchen. Wichtig wäre ein großer Übersichtsplan für alle Bushaltestellen und die dort verkehrenden Linien.
Ärgerlich ist auch der Slalomlauf durch abgestellte Motorräder und (umgefallene) Fahrräder vor dem Bahnhofseingang. Hinzu kommt die Gefährdung der Fußgänger durch die Taxivorfahrt und den Kurzparkverkehr direkt vor der Eingangstür.
Wer diese Hürden bewältigt hat und auf die Nordseite der Invalidenstraße muss, erlebt als Krönung aller Ärgernisse die Fußgänger- Ampeln. Um die Invalidenstraße zu überqueren und zu den Bushaltestellen zu gelangen, sind Wartezeiten von bis zu 90 Sekunden zu überstehen, und das an beiden Richtungsfahrbahnen. Die Straßenquerung kann also bis zu 3 Minuten dauern, da es sich um Anforderungs- Ampeln handelt (Knopf drücken, 90 Sekunden warten, erste Fahrbahn überqueren, Knopf drücken, 90 Sekunden warten, zweite Fahrbahn überqueren).
Den nächsten Ärger gibt es beim Warten. Beide Bushaltestellen auf der Invalidenstraße haben nur eine Mini-Wartehalle, die nur einem kleinen Teil der Fahrgäste Schutz vor Wind und Regen bietet. Größere Wetterschutzeinrichtungen sind dringend nötig. Kurzfristig muss mindestens eine weitere (provisorische) Wartehalle aufgestellt werden – auf beiden Straßenseiten.
Des Weiteren erschweren die im Haltestellenbereich fortgeführten Alleebaumreihen das Ein- und Aussteigen. Regelmäßig laufen Fahrgäste „gegen einen Baum“ oder müssen sich durch abgestellte Mofas quetschen, wenn sie aus der Bustür steigen. Deshalb sollten einige Straßenbäume versetzt werden.
Konfliktträchtig sind auch die Radwege, die direkt durch den Wartebereich der Busfahrgäste führen, so dass es regelmäßig zu gegenseitigen Behinderungen kommt. Kurzfristig sollten Radler durch Bodenmarkierungen und Schilder auf ihre Wartepflicht aufmerksam gemacht werden, um Gefährdungen zu vermeiden.
Will ein Fahrgast in Richtung Turmstraße fahren und sitzt endlich in „seinem“ Bus, so wartet dieser bis zu 80 Sekunden an jeder Ampel, bis er endlich die Lehrter Straße überquert hat und der Verkehr flüssiger wird. Besonders an der Tunnelausfahrt wartet man lange, ohne dass sich Fahrzeuge auf der Kreuzung befinden. Hier ist im Sinne des stabilen Busfahrplans eine Vorrangschaltung für Busse von Nöten. Damit würden sich auch die äußerst unzuverlässigen Fahrpläne aller Buslinien, die am Hauptbahnhof verkehren, stabilisieren lassen.
Wer das Glück hat, sein Ziel mit dem M 41 zu erreichen, kann Europaplatz und Invalidenstraße meiden und den Hauptbahnhof nach Süden zum Washingtonplatz verlassen. Zwar gibt es auch hier nur eine zu kleine Buswartehalle, aber selbst deren Existenz musste hart erkämpft werden. Erst Fahrgastbeschwerden, das Engagement der IGEB und der Medien, insbesondere ein Beitrag im RBB-Lokalfernsehen (Berliner Abendschau), ermöglichten dieses Wartehäuschen, obwohl es – so ein Einwand – in der Blickbeziehung zum Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags steht.
Beschwerden gibt es außerdem, weil die Express-Buslinie TXL dort vorbeifährt, aber nicht hält. Interessant wäre ein solcher Halt für Bahnkunden, die nicht zum Flughafen Tegel, sondern in die City- Ost oder von der City Ost zum Hauptbahnhof wollen. Schon mancher Fahrgast im TXL verpasste seinen Zug, weil der Bus im Bahnhofsumfeld nur langsam zur Invalidenstraße vorankam, während ein Halt im Süden dem eiligen Fahrgast einen kurzen Fußweg vor allem zu den oberirdischen Bahnsteigen ermöglichen würde.
Alle diese Mängel können und müssen kurzfristig beseitigt werden, zumindest auf provisorische aber wirkungsvolle Art und Weise – zum Nutzen der Fahrgäste, aber auch der BVG. (fm)
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 6/2006 (Dezember 2006/Januar 2007), Seite 12