Schienenverkehrswochen 2006
Keine Frage blieb unbeantwortet, als am 7. September U-Bahn-Direktor Hans-Christian Kaiser, Baumanager Uwe Kutscher und Leiter Fahrplan Herr Coenen im Rahmen der 23. Deutschen Schienenverkehrs-Wochen mit interessierten Kunden sprachen...
15. Dez 2006
Wie immer war das Thema Neubaustrecken bei der Berliner U-Bahn das kleinste, denn außer der U 55-Baustelle ist in den nächsten Jahren nicht mit einer Netzerweiterung zu rechnen. Die Verzögerungen im Bauablauf dieser Stummelstrecke liegen im Bereich des U-Bahnhofs Brandenburger Tor, während die restliche Strecke bei Erscheinen dieses Beitrags schon von der Technischen Aufsichtsbehörde des Landes Berlin (TAB) abgenommen sein wird. Ein Termin zur Betriebsaufnahme dieser Insellösung muss auch unter wirtschaftlichen Aspekten noch mit der zuständigen Senatsverwaltung geklärt werden.
Die Berliner U-Bahn ist die älteste in Deutschland. Dem muss die Bauabteilung der BVG in den nächsten Jahren verstärkt Rechnung tragen. Besonders die Tunnel aus den 1920er Jahren müssen saniert werden. In diesen Bereichen sind auch spezielle Lösungen für das netzweite Rettungskonzept erforderlich. Auch die älteren Strecken aus der West-Berliner Zeit erfordern in den nächsten Jahren größere Aufmerksamkeit.
Negativ ist aus IGEB-Sicht zu bewerten, dass auch in Zukunft bei Baustellen die Fahrgastinformation widersprüchlich bleiben wird. So fahren in Pankow die Züge der unterbrochenen U 2 laut Beschilderung nach „Ruhleben“ ab, obwohl die BVG auf ihren eigenen Informationsblättern eine Ersatzlinie U 12 nach Ruhleben ankündigt. Auch der Mangel an Flexibilität in den elektronisch gesteuerten Streckenbereichen, der eine kurzfristige Einrichtung von Bauweichen zur Vermeidung von Umsteigen und Pendelverkehr vereitelt, muss kritisiert werden.
Positiv zu bewerten sind die geplanten Verbesserungen für Umsteiger. So will die BVG für einen Regenschutz zwischen U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße und S-Bahnhof Charlottenburg sorgen. Außerdem wird es eine direkte Treppe vom U-Bahnhof Alexanderplatz zur neue Straßenbahnhaltestelle in der Dircksenstraße geben.
Fortgeführt wird das Aufzugsprogramm. Alle U-Bahnhöfe behindertengerecht zu gestalten, würde aber über 100 Millionen Euro kosten, das ist nach Meinung der BVG in absehbarer Zeit nicht möglich. Deshalb sollen die Aufzüge so im Netz verteilt sein, dass es keine „weißen Flecke“ auf der U-Bahnkarte gibt, sondern inklusive aller Umsteigestationen etwa jeder zweite Bahnhof barrierefrei sein wird.
Im Bereich Fahrzeuge hat es bei der Auslieferung der neuen durgehenden Kleinprofilzüge Typ HK eine vom Hersteller bedingte Verzögerung gegeben. Gemeinsam mit der Technischen Aufsichtsbehörde wurde eine Lösung des Problems der fehlerhaften Fahrwerke gefunden, so dass noch 2006 die Lieferung wieder aufgenommen werden kann. Die Modernisierung der G1-Wagen liegt im Plan. Weitergehende Erneuerungen des Wagenparks wird es zunächst nicht geben, denn erstens wächst das Netz nicht mehr und zweitens erfordert die Auslastung derzeit keine größeren Kapazitäten – es gibt auch bei der U-Bahn leider Strecken, auf denen die BVG mehr Kundschaft brauchen könnte. Von den Verhältnissen anderer Metropolen wie zum Beispiel Paris ist das autofreundliche Berlin leider noch weit entfernt.
Auch das Thema Vandalismus kam zur Sprache. Das fängt bei der Nichtbeachtung der Hausordnung an (z. B. Radfahrverbot im Zwischengeschoss des Bahnhofs Lichtenberg) und hört bei den sogenannten Grafittis noch lange nicht auf. In letzter Zeit waren sogar vermehrt schwerwiegende Sachbeschädigungen zu beklagen, erstaunlicherweise nicht bei der Fußball-WM, über deren Bewältigung sich der Betriebsleiter erfreut zeigte.
Nach zweieinhalb Stunden ging eine Veranstaltung zu Ende, die eine engagierte Führungsmannschaft mit Interesse an den Problemen der U-Bahn-Fahrgäste zeigte. „Wir freuen uns auf den Sprechtag 2007“, wurde aus dem Publikum geäußert.
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 6/2006 (Dezember 2006/Januar 2007), Seite 13