Schienenverkehrswochen 2006
Johannes Müller, BVG-Direktor Omnibus, und sein Abteilungsleiter Betriebsmanagement, Helmut Grätz, standen auch bei den Schienenverkehrs-Wochen 2006 Rede und Antwort, um beim gut besuchten Fahrgastsprechtag der IGEB am 11. September möglichst viele Fragen zu beantworten...
15. Dez 2006
Im Einführungsvortrag berichtete Direktor Müller über die voranschreitende Auslieferung der neuen Berliner Doppelstock-Busse, Typ DL. Insgesamt 43 Busse sind bereits im Betriebsdienst, wöchentlich folgen ca. zwei weitere Neuabnahmen. Eingesetzt werden sie auf den Linien M 37, M 48 sowie 100. Mit diesem sowohl von Fahrgästen wie auch vom Fahrpersonal als durchaus gelungen angesehenen Fahrzeugtyp wird die Zahl der BVG-Doppeldecker auch längerfristig auf heutigem Niveau gehalten, unter Umständen sogar erhöht. Gleichzeitig wird der Bestand an Gelenkbussen sinken, der Bustyp als solcher aber auch weiterhin in angemessenen Zahlen im Berliner Nahverkehr präsent sein. Weiterhin werden bis Ende 2007 vierzehn Wasserstoffbusse in den Betriebsdienst gehen. Mit diesen Fahrzeugen will die BVG einen Beitrag zu Entwicklung und Betrieb von innovativen Energien leisten.
Sorgen und auch eine gewisse Ratlosigkeit äußerte Johannes Müller beim Thema „Übergriffe auf BVG-Personal“. Die Zahl der Gewalttaten steigt kontinuierlich, erklärbare Gründe sind jedoch oft nicht erkennbar. So ist es vorgekommen, dass ein Busfahrer nach Fahrtbeendigung auf dem Weg zur Toilette ohne ersichtlichen Grund angegriffen und verletzt wurde. Wie zur Bestätigung erhielt Herr Müller während der Veranstaltung einen Anruf aus der BVGLeitstelle, in dem ihm ein weiterer Übergriff mitgeteilt wurde.
Weiterhin beklagte auch er, wie bereits seine Kollegen aus den Bereichen U-Bahn und Straßenbahn, die ständig steigenden Schäden durch Vandalismus in den Fahrzeugen. Gleichzeitig wurde bei diesem Thema auch eine gewisse Hilflosigkeit vor diesem gesamtgesellschaftlichen Problem deutlich, welches ein Verkehrsbetrieb wahrhaftig nicht alleine bewältigen kann.
Helmut Grätz informierte die Anwesenden über die RBL-Anschlusssicherung an ausgewählten Knotenpunkten im Spät-, Früh- und Nachtverkehr. Ausführlich erläuterte er die technischen Bemühungen zur Anschlusssicherung, erklärte die unterschiedliche Bewertung von Zubringern und Abbringern, erläuterte die Funktion einer Verzögerungszeit und die dann folgende Warnmeldung an die Leitstelle. Gleichzeitig kündigte er die baldige Erneuerung des bestehenden Systems an. Erst seit einigen Jahren in Betrieb ist es bereits heute an die Grenzen seiner Kapazität gelangt. Der geplante RBL-gesteuerte Fahrscheinverkauf ist nur mit einem neuen erweiterten System möglich, an dessen Parametern zurzeit gearbeitet wird.
In der folgenden Diskussion spielte dieses Thema nochmals eine Rolle, denn all diesen technischen Sicherungen zum Trotz klappt manch ein gesicherter Anschluss eben doch nicht. Ohne an dieser Stelle auf Details einzugehen wurde deutlich, dass die BVG ernsthaft an der Lösung auftretender Problemstellungen im neuen RBL-System interessiert ist, letztlich aber auch eingestehen musste, dass rein technische Lösungen immer Probleme offen lassen. Im Falle einer diskutierten Fahrgast- Beschwerde wurde deutlich, dass letztendlich nur ein Mensch eine sinnvolle Entscheidung fällen kann. Jedes auch noch so hochgerüstete elektronische System ist ab einem bestimmten Punkt überfordert. So kann es manchmal sinnvoller sein, einem auf Abfahrt wartenden Busfahrer lieber den Hinweis „Bitte in den Rückspiegel sehen!“ zu geben statt dem eindeutigen, aber leider nicht immer sinnvollen Befehl „Bitte abfahren!“, wenn der Zubringer- Bus bereits an der Ampel vor der Kreuzung steht, ein Computer dieses aber nicht erkennen kann und dadurch alle Anschlussbusse im Sichtbereich der umsteigewilligen Fahrgäste direkt vor deren Nase abfahren.
Es wurde ein langer, aber keineswegs langwieriger Abend. Erfrischend waren sowohl die durch Sachkunde geprägten Fragen aus dem Publikum als auch die kompetenten Antworten von Johannes Müller und Helmut Grätz. In lockerer, ja humorvoller Atmosphäre wurde über die oft mühevoller Kleinarbeit berichtet, verbunden mit dem Bemühen, nahezu jedes Ärgernis doch irgendwie einmal abstellen zu können. Dementsprechend endete der Sprechtag mit Beifall für die Referenten.
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 6/2006 (Dezember 2006/Januar 2007), Seite 15