Nach Mehdorns Rücktritt

Bahnchef-Nachfolger Rüdiger Grube verspricht mehr Kundenfreundlichkeit

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben heute auf unserer Bilanzpressekonferenz für das Jahr 2008 das beste Ergebnis vorgelegt, das die Bahn jemals in ihrer Geschichte erzielt hat...


Berliner Fahrgastverband IGEB

1. Mai 2009

Bundesplatz. Seit Monaten ist die DB-Fahrtreppe von der U 9 (Bahnsteig Richtung Osloer Straße) zum S-Bahn-Ring außer Betrieb. Fotos: Marc Heller
Berlin-Spandau (oben) und Berlin-Südkreuz (unten). Zwei wichtige Fernbahnhöfe mit hohem Fahrgastaufkommen ohne angemessene Information für S-Bahn-Fahrgäste.
S-Bahnhof Messe Nord (Witzleben), neuer Ausgang zum ICC und Messegelände. Trotz Bestellung des Landes Berlin dauerte es Jahre, bis die DB 2008 mit dem Bau dieses wichtigen Ausgangs begann. Und seit Monaten verschleppt sich die Fertigstellung.

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben heute auf unserer Bilanzpressekonferenz für das Jahr 2008 das beste Ergebnis vorgelegt, das die Bahn jemals in ihrer Geschichte erzielt hat“, schrieb Noch-Bahnchef Hartmut Mehdorn am 30. März 2009 in einem Rundbrief an alle DBMitarbeiter. „Wenn ich trotz dieser Erfolgsbilanz heute den Aufsichtsratsvorsitzenden der DB AG gebeten habe, meinen Vertrag aufzulösen, so habe ich das getan, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden.“ Mehdorn meint hier die sogenannte E-Mail-Affäre, also die Ausforschung des Schriftverkehrs aller Mitarbeiter angeblich allein zur „Bekämpfung von Korruption und anderen Wirtschaftsdelikten“.

Es ist verständlich, dass diese Vorgänge die Mitarbeiter und Gewerkschaften intensiv beschäftigen. Aus Fahrgastsicht richtet sich der Blick dagegen vor allem auf die Schäden bzw. Defizite, die entstanden sind, weil in der Amtszeit von Hartmut Mehdorn überall Standards abgesenkt und Investitionen verschoben wurden, um bilanztechnisch vom „besten Ergebnis in der Geschichte der Bahn“ sprechen zu können.

Rüdiger Grube, der designierte Mehdorn-Nachfolger, scheint zu ahnen, dass die Mehrzahl der Kunden Mehdorns positive Bilanz nicht teilt. Jedenfalls versprach Grube als erstes, den Konzern kundenfreundlicher zu machen. „Die Bahn ist dafür da, den besten Service auf der Welt zu erbringen“, zitiert ihn der Berliner Tagesspiegel vom 8. April. Ob er weiß, was er sich da vorgenommen hat?

Die auf dieser Seite beispielhaft gezeigten Defizite bei der Berliner S-Bahn lassen den Berg von Aufgaben erahnen – nicht nur in Berlin, sondern deutschlandweit.

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 2/2009 (Mai 2009), Seite 4