Der Bahnhofsvorsteher informiert:
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg entwickelt die Fahrplanauskunft für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste weiter.
25. Jun 2009
„Alles ist erreichbar“, so lautet der Slogan des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste sehen das anders. Ein paar Stufen, die von den meisten Fahrgästen nicht einmal wahrgenommen werden, bedeuten für Rollstuhlfahrer umständliche Umwege oder das Ende ihrer Fahrt. Zwar sind mittlerweile viele Stationen mit Rampen oder Fahrstühlen ausgerüstet, jedoch nicht alle. Eine gründliche Planung der Fahrtroute ist also unabdingbar.
Ein Beispiel: Ein Rollstuhlfahrer möchte in Berlin vom S-Bahnhof Nöldnerplatz zum U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof fahren. In der Fahrplanauskunft des Internetportals der S-Bahn Berlin GmbH erhält er die gewünschte Verbindung mit S-Bahn und U-Bahn. Alle Verbindungen werden als barrierefrei angezeigt. Kein Hinweis warnt, dass weder der S-Bahnhof Nöldnerplatz noch der U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof über einen Fahrstuhl oder eine Rampe verfügen. Beim Umsteigebahnhof Warschauer Straße ist ein ungehinderter Zugang nur zur U-Bahn, nicht aber zur S-Bahn möglich. Erst wenn der Suchende sich in den Details der Bahnhofsinfos die Mobilitätsausstattung anschaut, kann er erfahren, ob es Zugangshilfen am Bahnhof gibt. Erfreulich in dieser Übersicht sind die aktuellen Statusanzeigen, ob die Fahrstühle und Rolltreppen funktionieren – verlassen kann man sich darauf allerdings noch nicht.
Einen Schritt weiter als die S-Bahn GmbH ist die BVG. In ihrer Fahrplanauskunft wird direkt in der Verbindung angezeigt, ob ein Bahnhof über Fahrstuhl, Rolltreppe oder Rampe verfügt. Dennoch ist es für Ortsunkundige schwierig zu erkennen, ob sie am Bahnhof Warschauer Straße umsteigen können oder nicht.
Abhilfe verspricht vbb-fahrinfo.de auf der VBB-Internetseite. Im Testbetrieb gibt es umfangreiche Einstellmöglichkeiten für Mobilitätseingeschränkte. Unter dem Menüpunkt „Barrierefreiheit wählen“ kann der Fahrgast zum Beispiel eingeben, wie schnell er umsteigen kann und ob der Einstieg zum Fahrzeug vollständig oder nur bedingt barrierefrei sein soll. Neu ist die Auswahl, ob die Stationen mit Fahrstuhl, Rampe, Rolltreppe, Stufe oder Treppe ausgestattet sein müssen. Auch kann man gezielt Bahnhöfe eingeben, auf denen man keinesfalls umsteigen möchte.
Im genannten Beispiel Nöldnerplatz— Görlitzer Bahnhof ergab die Verbindungssuche beim VBB dann auch eine wirklich hundertprozentig barrierefreie Verbindung per Bus statt mit S- und U-Bahn.
Der Fahrgastverband IGEB begrüßt diese Entwicklung durch den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und hofft, wie zahlreiche Fahrgäste sicherlich auch, auf eine schnelle und erfolgreiche Umsetzung im Fahrinfo aller Verkehrsunternehmen.
Berliner Fahrgastverband IGEB
aus SIGNAL 3/2009 (Juli 2009), Seite 18