Niederlausitz
25. Jun 2009
Die Hemmschwelle bei Neukunden des ÖPNV ist bekanntermaßen hoch. Sein Auto stehen zu lassen, erfordert vor allem im ländlichen Raum viel Vertrauensvorschuss auf die regionalen ÖPNV-Anbieter. Aus diesem Grund haben diese im Gegensatz zur Großstadt oder im Ballungsraum eine viel größere Sensibilität gegenüber Kundenbelangen an den Tag zu legen. Ein Praxistest des DBV-Regionalverbandes Niederlausitz im Bereich der Regionalen Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald mbH (RVS) hat hier große Defizite aufgedeckt.
Bei einer Fahrt von Luckau Zentrum nach Luckau-Uckro, jeweils von Bahnhof zu Bahnhof, kamen Schulbusse ab 11.30 Uhr in die Matschenzstraße zur Abfahrt in alle Richtungen. Der Bus der Linie 466 nach Dahme, der über den Bahnhof Uckro fährt, kam als Renault Transporter, Farbe schwarz und ohne weitere Hinweise auf seine Funktion als Linienbus. Er war damit für einen auswärtigen Fahrgast
nicht zu erkennen, da die großen Schulbusse in anderen Farben gehalten sind. Auch das Schild des Zielortes sollte klar zu erkennen sein. Ein solches konnte die Testperson jedoch nicht entdecken.
Ein Problem war für den Busfahrer dieses Busses wohl auch, dass die Testperson nicht direkt am Fahrplanaushang der Nummer 466 stand und damit nicht als Fahrgast für diese Linie zu erkennen war. Bei längerem Warten kann vom Fahrgast aber nicht erwartet werden, dass er nicht auch mal einige Meter hin und her läuft, vor allem bei kühler Witterung. Deshalb sollte der Bus immer kurz halten, um ÖPNV-unerfahrenen Fahrgästen die Möglichkeit zu geben, „ihren“ Bus auch zu erkennen – noch dazu, wenn das Fahrzeug nicht in den üblichen Farben fährt. Sehr positiv ist zu vermerken, dass der Fahrer eines anderen Busses bei der Lösung des Problems durch Telefonieren mit der Zentrale und dem entsprechenden Bus sehr aktiv war.
Nachdem dieser Bus jedoch trotz allem weg war, blieb nur das Warten auf den nächsten. Dieser fuhr ärgerlicherweise jedoch so ab, dass er den Regionalexpress nach Elsterwerda nach Fahrplan um ganze 4(!) Minuten verpasste. Die Konsequenz waren weitere zwei Stunden Wartezeit in den Weiten der brandenburgischen Prärie. Es ist für den Fahrgast nicht nachvollziehbar, warum der Bus nicht so fährt, dass beide Züge, der nach Berlin und der nach Elsterwerda, erreicht werden können.
Dieser Fahrbericht ist zugegebenermaßen nicht repräsentativ, aber auch nicht untypisch für Bus- und Bahnfahrten im ländlichen Raum. Und es genügt, nur einen solchen Tag zu erleben, um bei Verfügbarkeit über ein Auto dem ÖPNV den Rücken zu kehren. Hinzu kommt die Abschreckung möglicher anderer ÖPNV-Kunden durch die Weitererzählung solcher Erlebnisse. Der DBV-Regionalverband hält deshalb eine Überprüfung der Fahrzeiten, der Vertaktung mit dem Zugverkehr und ein genaueres Hinschauen der Busfahrer im RVS-Gebiet für erforderlich. Hier muss vor allem der Landkreis als Aufgabenträger tätig werden!
DBV Niederlausitz
aus SIGNAL 3/2009 (Juli 2009), Seite 20