Sachsen

Colditz und Rochlitz wollen wieder an die Bahn

außerdem: ”Mittelsächsische Strecken auf dem Prüfstand” und ”Landkreis Görlitz prüft SPNV auf DRE-Bahnstrecken”


DBV Mitteldeutschland

25. Jun 2009

Nach der Restaurierung des stadtbildprägenden Schlosses in der Muldenstadt Colditz ist auch das Besucherinteresse stark angewachsen. Colditz würde die Touristen gerne über die Schiene in die Stadt führen. Nachdem nicht die mangelnde Akzeptanz der Bahn, sondern das Hochwasser 2002 und der Bau des Leipziger Bahntunnels zur Einstellung des Bahnverkehrs führten, will sich die Stadt nicht dauerhaft mit der Abkoppelung abfinden. Diese Position ergab sich in einem Gespräch zwischen Bürgermeister Manfred Heinz und DBV-Präsident Gerhard J. Curth am 20. Mai 2009 im Colditzer Rathaus. Insbesondere eine Verlagerung des Schülerverkehrs zwischen Colditz und Rochlitz auf die Schiene wäre hilfreich für die Wiederbelebung der Bahnanbindung.

Fast deckungsgleich sind die Erwartungen der Stadt Rochlitz. Bereits am 10. März kamen die Oberbürgermeisterin Kerstin Arndt und DBV-Präsident Gerhard J. Curth zusammen, um die möglich Entwicklung des Nordabschnitts der Muldentalbahn zu erörtern. Schwerpunkt war hier ebenfalls der Schülerverkehr, wobei die Schüler durch einen zu errichtenden Haltepunkt mit 50 m Fußweg die Schule erreichen könnten. Auch eine Anbindung an den RegionalExpress nach Chemnitz in Narsdorf steht auf der Rochlitzer Wunschliste.

Im Zusammenwirken der Städte Colditz und Rochlitz, der Landkreise Leipzig und Mittelsachsen sowie der DRE dürfte die erste Verbindungsachse Großbothen— Colditz—Rochlitz—Narsdorf in absehbarer Zeit realisierbar sein.

Ursprünglich war die Reaktivierung des Südabschnitts Glauchau—Penig als erste Maßnahme geplant. Aber nach den zeitaufwändigen Streitigkeiten zwischen Autobahnamt und DRE hatten die Kommunen und der Landkreis Zwickau ihre Finanzierungszusagen für den touristischen Verkehr zurückgezogen. Der DRE-kritische „Förderverein“ Muldentalbahn schloss sich der Position der Kommunen an.

Mittelsächsische Strecken auf dem Prüfstand

Am Rande einer Bürgerversammlung in Clausnitz trafen der Landrat des Kreises Mittelsachsen, Volker Uhlig, und DBV-Präsident Gerhard J. Curth zu einem Gespräch zusammen. Mit der Zellwaldbahn und der Muldentalbahn hat die DRE im dortigen Landkreis eine Eisenbahninfrastruktur, für deren Nutzung sich der DBV sehr stark einsetzt. Der Landrat hält es durchaus für überlegenswert, bisherige Busverkehre temporär auf die Schiene zu verlagern, so z. B. an den Wochenenden. Auch der Wunsch der Rochlitzer Oberbürgermeisterin Kerstin Arndt nach Wiederanbindung der Stadt, vor allem im Schülerverkehr, war Gesprächsgegenstand. Im Ergebnis wurde vereinbart, auf der fachlichen Ebene zusammenzuarbeiten und eine Konzeption zu entwickeln. Danach soll ein weiteres Gespräch auf der Führungsebene die Ziele abstecken.

Landkreis Görlitz prüft SPNV auf DRE-Bahnstrecken

Nach einem Gespräch am 6. Mai 2009 zwischen dem Görlitzer Landrat Bernd Lange und dem Präsidenten des DBV, Gerhard J. Curth und weiteren Teilnehmern erklärte Lange, dass er an einer Belebung der Schienen im Landkreis interessiert ist. Görlitz ist der Landkreis mit den meisten DRE-Strecken. Der Landkreis will eine Bahnkommission bilden, um das Erfordernis zur Nutzung von Bahnstrecken für den SPNV zu ermitteln. Zum Beraterkreis des Landrats gehört auch der Vorsitzende des DRE-kritischen Vereins „Ostsächsische Eisenbahnfreunde“, Alfred Simm. Um eine integrierte SPNV-ÖPNV-Planung umzusetzen, will der Landkreis Görlitz dem SPNV-Aufgabenträger ZVON auch die Aufgabenträgerschaft für den Busverkehr übertragen. Dabei geht es vor allem um die Möglichkeiten der Nutzung der Schiene nach dem Bad Schmiedeberger Modell (insbesondere für Schülerverkehr) und parallel laufende Güterverkehre. Beide Seiten äußerten sich zufrieden über den Gesprächsverlauf und die beiderseits gewünschte Zusammenarbeit.

DBV Mitteldeutschland

aus SIGNAL 3/2009 (Juli 2009), Seite 24