Bahnhof mangelhaft, Zug attraktiv

Mit Rollstuhlfahrern im Vogtlandexpress von Zwickau nach Berlin


EFWO im DBV

25. Jun 2009

Im Hinblick auf die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung haben diese das Recht auf volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Das galt es unter Beweis zu stellen, so dass der Eisenbahnförderverein EFWO „Friedrich List“ e.V. sich entschloss, am 27. April, dem europaweiten Aktionstag für Menschen mit Behinderung, mit der Eisenbahn von Zwickau in Sachsen nach Berlin zu fahren.

Da sich die Deutsche Bahn AG vom Fernverkehr in Südwestsachsen verabschiedet hat, gibt es keine direkte

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Zugverbindung nach Berlin mehr. So wurde der Vogtlandexpress der Vogtlandbahn GmbH gewählt, welcher nach der Einstellung glücklicherweise im April 2009 den Verkehr wieder aufnehmen konnte. Abfahrt in Zwickau Hbf 5.56 Uhr.

Doch in Zwickau ist der Bahnhof – wie auch andernorts – für Rollstuhlfahrer oder gehbehinderte Menschen unter der Woche erst ab 8 Uhr nutzbar – und dies nur mit Voranmeldung. Wer früher mit der Bahn fahren möchte, hat Pech gehabt und kommt nicht einmal eigenständig zu den Bahnsteigen. Deshalb musste mit der DB AG verhandelt werden. Nach einigem hin und her verständigte man sich, dass sich ein Bahnmitarbeiter um den Zugang zum Vogtlandexpress über die Bahnanlagen kümmert. Zwar wusste in der Frühe des 27. April bei der DB AG niemand mehr von der Absprache, doch rettete wahrscheinlich die Pressewirksamkeit der Aktion die Situation. Nach einem Telefonat wurde die Reisegruppe endlich sicher über die Gleise zum Bahnsteig geleitet.

Seit Jahren tun sich alle Verantwortlichen schwer, den Bahnhof Zwickau barrierefrei auszubauen. Dabei sind die Schächte für Fahrstühle auf allen Bahnsteigen bereits seit Jahrzehnten vorhanden, da diese einst der Gepäckabfertigung dienten.

Aufgrund der Voranmeldung der Reisegruppe von ca. 40 Personen, darunter 8 im Rollstuhl, wurde durch die Vogtlandbahn GmbH an diesem Tag ein zusätzlicher Triebwagen für die Fahrt nach Berlin angekuppelt, da mit einer weiteren Reisegruppe aus Plauen der erste Triebwagen bereits ausgebucht war.

Die Vogtlandbahn GmbH bietet Ein- und Ausstiegshilfen für Rollstuhlfahrer sowie Zugbegleitpersonal im Vogtlandexpress – ein Service, an dem sich die Deutsche Bahn AG in den meisten Zügen ein Beispiel nehmen kann.

Nachdem der Vogtlandexpress in Zwickau Hbf angekommen war, konnte die Reise nach Berlin mit einigen Staus beim Einsteigen beginnen. In Chemnitz stieg eine weitere Reisegruppe zu. Es hatten alle einen Sitzplatz in dem eigentlich voll ausgebuchten Zug. Und die Verpflegung war vorzüglich.

EFWO im DBV

aus SIGNAL 3/2009 (Juli 2009), Seite 25