Schienenverkehrswochen 2009
Im Rahmen der Schienenverkehrs-Wochen gehörten die Sprechtage für S-Bahn-Fahrgäste schon immer zu den am besten besuchten Veranstaltungen. Aber der Sprechtag 2009 übertraf alle bisherigen Veranstaltungen.
1. Jan 2010
Am 24. September veranstaltete der Berliner Fahrgastverband IGEB wieder den jährlichen Sprechtag für S-Bahn-Fahrgäste. Aufgrund der S-Bahn-Krise interessierten sich deutlich mehr als sonst für dieses Thema: Anstatt etwa 100 Personen wie in den Vorjahren lauschten fast 200 den Ausführungen und Antworten von Peter Buchner, dem neuen Sprecher der S-Bahn- Geschäftsführung, bei seinem ersten öffentlichen, für jedermann zugänglichen Auftritt. Die Nachrichtensendung rbb-aktuell sendete live von der Veranstaltung, auch tv.berlin brachte einen ausführlichen Bericht im Fernsehen. Ein Polizist beobachtete von außen den Ablauf – offenbar befürchteten die Ordnungshüter ein (zum Glück unberechtigtes) Unruhepotenzial durch erzürnte Fahrgäste.
Um dem großen Publikumsinteresse genug Raum zu geben, musste der Veranstaltungsort eine Woche vorher noch einmal verlegt werden. Freundlicherweise hatte die Deutsche Bahn der IGEB dafür unkompliziert ihre Mitarbeiterkantine am Nordbahnhof zur Verfügung gestellt – auch ein Zeichen, wie wichtig der neuen S-Bahn- Führung der Dialog mit den Fahrgästen und Fahrgastverbänden ist. Praktischerweise konnten Besucher, die nicht rechtzeitig vom Ortswechsel erfahren hatten, vom alten Veranstaltungsort am Bahnhof Zoo mit dem S-Bahn-Schienenersatzverkehr flott und umsteigefrei zum neuen Ort am Nordbahnhof gelangen – eine Verbindung, die die S-Bahn auf Schienen nicht umsteigefrei anbietet. Der Beginn war entsprechend von 19 Uhr auf 19.30 Uhr verlegt worden.
Trotz einer verständlicherweise sehr kritischen Grundstimmung gelang es Peter Buchner, die Mehrzahl der Veranstaltungsbesucher davon zu überzeugen, dass er die Probleme kennt, nicht schön redet und sich ernsthaft um einen Ausweg aus der Krise bemüht. Sowohl beim technischen Wissen als auch beim Verständnis für die Kundenwünsche hob er sich wohltuend von seinem Vorgänger ab. Allerdings hat er es in gewisser Weise auch leichter, als Tobias Heinemann, weil er nach den extremen Krisen von der DB nun Geld und Personal in einem Umfang bewilligt bekam, von dem sein Vorgänger höchstens träumen konnte. Gelingt es Buchner, die Berliner S-Bahn aus den Schlagzeilen zu bringen, wird der Konzern die Finanzschlinge wieder enger ziehen.
Gut eine Woche nach dem Sprechtag sandte Peter Buchner Antworten auf an diesem Abend offen gebliebene Fragen und Forderungen. Ein Teil der Themen ist nach der inzwischen erfolgten Wiederinbetriebnahme aller S-Bahn-Strecken zwar überholt, dennoch werden die Antworten vom 2. Oktober nachstehend vollständig wiedergegeben, weil sie fast schon ein Zeitdokument einer (hoffentlich) einmaligen Krise bei der Berliner S-Bahn sind.
Peter Buchner: Mit Einführung der Wahlmöglichkeit in Berlin ABC für „statische oder gleitende Tarifprodukte“ (VBB-Tarif ab 1.8.2001) wurde auch die Aufnahme beider Varianten in das Verkaufssortiment der Automatentechnik
untersucht. Aufgrund der technischen Rahmenbedingungen ist es an unseren Automaten nicht möglich, dasselbe Produkt doppelt (also gleitend und statisch) einstellen zu lassen. Im Sinne der Flexibilität für den Kunden wurde daher entschieden, in diesem Fall an S-Bahn- und DB Regio-Automaten grundsätzlich nur „gleitende“ VBB-Fahrausweise zu verkaufen. Diese Entscheidung wird auch durch aktuelle Statistiken der BVG bestätigt, wonach sich selbst bei Wahlmöglichkeit nur 20 Prozent der Kunden am Automaten für eine statische Monatskarte entscheiden, wogegen 80 Prozent die gleitende Karte nutzen. In unserem personalbedienten Verkauf liegt das Verhältnis von statischer zu gleitender Monatskarte bei 16 zu 84.
Den Hinweis zu Schöneweide haben wir direkt an DB Station&Service übermittelt. Der Bahnsteig A wurde von den Kollegen auf Dauerlicht geschaltet, da es keine Abschaltautomatik gibt. Wir haben die Zusage erhalten, dass noch in diesem Jahr auch auf diesem Bahnhof Dämmerungsschalter installiert werden. In Plänterwald ist ein Dämmerungsschalter vorhanden und nun auch funktionsfähig.
Hier hat DB Station&Service entschieden, die Fahrtreppen und den Aufzug zum S-Bahnsteig außer Betrieb zu nehmen, solange die Strecke nicht befahren wird. Dies ist meines Erachtens logisch und nachvollziehbar. Die Fahrtreppe zum Fernbahnsteig ist wegen defekten Handlaufes außer Betrieb und wird noch diese Woche repariert.
Dies haben wir entsprechend veranlasst.
Diese Korrektur ist zur nächsten Fahrplanstufe am 12.10. veranlasst. Ab dem 19.10. wollen wir wieder zu den üblichen Abfahrtsplänen zurückkehren.
Unsere Nachfrage bei DB Station&Service ergab, dass der Baubeginn am 5.10. nun unmittelbar bevorsteht. Der Abschluss ist Ende 2/2010 zu erwarten.
Hier haben wir noch am 25.9. ergänzende Aushänge/Leitschilder angebracht.
Wir hatten Sie schon am 25.9. über die sofort gefundenen tariflichen Sonderregelungen wie folgt informiert. „Mit der BVG wurde schon vereinbart, dass zwischen S-Bf Spindlersfeld und S-Bf Schöneweide beim Bus 167 (9 Haltestellen anstatt 6) und zwischen S-Bf Hohenschönhausen und S-Bf Friedrichsfelde Ost bei der Tram M 17 (12 Haltestellen anstatt 6) bis auf weiteres die Kurzstrecke genutzt werden kann. Dieses Verfahren wird unverzüglich bei uns und BVG bekannt gemacht.“ Hier ist die Kundeninformation noch immer verbesserungswürdig. Im Internet ist es zwar veröffentlicht, aber wir erreichen leider erst die punkt3-Ausgabe in der kommenden Woche.
Hier müssen wir stets im Einzelfall nachhalten, denn die Arbeitsweise unserer Aufsichten ist leider zu uneinheitlich.
Unsere Nachfrage bei DB Station&Service ergab, dass deren Planung Ende 2010 vorsieht.
Auch hierbei müssen wir uns auf die Angaben der DB Station&Service AG berufen. Sie führt eine umfassende brandschutztechnische Ertüchtigung durch, die ihren Abschluss im Dezember 2009 finden wird. Hierzu gehören umfangreiche Kabelverlegearbeiten im Unterdeckenzwischenraum (sieht leider unschön aus), Brandmeldeund Entrauchungsanlage, Leitungsschotte, Brandschutztüren und -klappen und anderes mehr.
Leider erst heute wurde die Umstellung endlich vorgenommen. Vor Ort ist kein Personal, so dass nur eine feste Einstellung möglich ist.
Berliner Fahrgastverband IGEB
aus SIGNAL 5/2009 (Dezember 2009), Seite 11-12