Berlin • Brandenburg
1. Jan 2010
Nach den Fehlern im Management der DB AG und der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin GmbH im Jahre 2009 im Zusammenhang mit dem S-Bahn-Fahrzeugpark sind weitere Stabilisierungsmaßnahmen für die Berliner S-Bahn erforderlich. Das betrifft im Besonderen das S-Bahn-Streckennetz. Hier sind der Bund, die DB AG mit der Tochter DB Netz AG und das Land gefordert.
So gibt es noch immer zu viele eingleisige S-Bahn-Strecken, die Schwachstellen in jeder Betriebsführung sind. Zweigleisige S-Bahn-Strecken bieten größeren Spielraum für die Aufrechterhaltung des Betriebes bei Störungen und beim Abbau von Verspätungen. Das zeigte sich in den letzten Jahren besonders bei Großveranstaltungen wie der Fußballweltmeisterschaft oder beim wochenlangen BVG-Streik, aber auch bei technischen Störungen, verursacht durch Bereiche der DB Netz AG. Aufgrund der vielen eingleisigen Streckenabschnitte bei der Berliner S-Bahn ist es schwer, Verspätungen wieder abzubauen. Oft gelingt es nur mit rigorosen Zugumlaufbrechungen, das heißt, verspätete Züge enden bereits vor dem eigentlichen Endbahnhof, um die Pünktlichkeit wieder herzustellen. Damit werden aber viele Fahrgäste verärgert, da längere Wartezeiten und Verlängerungen der Reisezeiten die Folge sind. Eine andere Variante der Betriebsführung ist ebenso unpopulär, nämlich die Verspätungen über Stunden durch das Streckennetz zu schleppen. Das dient nicht der Eisenbahn-Betriebssicherheit.
Es ist an der Zeit, dass für das Berliner S-Bahn-Netz Verbesserungen eintreten. Die Bürgerinitiative für eine S-Bahnanbindung Rangsdorf (BISAR e. V.) hat eine Übersicht mit allen eingleisen Streckenabschnitten zusammengestellt, untergliedert nach den Ursachen:
Mit der Wiedererrichtung zweiter Gleise kann die Qualität des gesamten Berliner S-Bahn-Verkehrs verbessert werden. Kreuzungsbedingte Abstehzeiten auf Bahnhöfen an zurzeit eingleisigen S-Bahn-Strecken können dann entfallen. Das führt zu Reisezeitverkürzungen aus dem Berliner Umland in das Zentrum von Berlin.
Es ist deshalb angeraten, die gesamte Netzstruktur des Berliner S-Bahn-Netzes zielstrebiger als bisher zu verbessern, damit es insgesamt leistungsfähiger und attraktiver wird. Das steigert auch die Attraktivität der deutschen Hauptstadt für ihre Bürger und ihre Gäste.
Zweites Gleis nach sowjetischer Demontage
noch nicht wieder errichtet
Lichtenrade—Blankenfelde 6,00 km
Südende—Lichterfelde Ost 2,00 km
Wannsee—Potsdam 9,89 km
Bln-Schönholz—Hennigsdorf 15,63 km
Bln-Buch—Bernau 8,19 km
Bln-Frohnau—Hohen Neuendorf 4,27 km
Oranienburg (Einfahrbereich) 0,45 km
Summe 46,43 km
S-Bahn-Strecken, die nach 1945 zum Teil
eingleisig errichtet wurden
Zeuthen—Königs Wusterhausen 6,00 km
Lichterfelde Süd—Teltow Stadt 3,30 km
Hoppegarten—Strausberg 15,32 km
Strausberg—Strausberg Nord 8,98 km
In Diskussion befindliche, bisher nicht
realisierte S-Bahn-Wiederaufbauten
Bln-Spandau—Falkensee 8,57 km
Hennigsdorf—Velten (Mark) 5,88 km
Blankenfelde—Rangsdorf 4,70 km
Zehlendorf—Düppel 2,20 km
S-Bahn-Strecken außer Betrieb
Wannsee—Stahnsdorf
Bln-Spandau—Staaken (Trasse durch Fernbahn genutzt/verbaut)
Jungfernheide—Bln-Gartenfeld (z.T. Ersatz U 7)
Jungfernheide—Bln-Spandau (Trasse durch Fernbahn genutzt/verbaut)
Angaben nach Rainer Pannier, Blankenfelde
BISAR e. V. im DBV
aus SIGNAL 5/2009 (Dezember 2009), Seite 22