Berlin-Brandenburg

ODEG gewinnt Regionalexpresslinien

VBB-Ausschreibung entschieden


IGEB S-Bahn und Regionalverkehr

10. Okt 2009

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hatte 2008 im Auftrag der Länder Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg- Vorpommern die bisher größte Ausschreibung für den Betrieb von Bahnstrecken in Deutschland gestartet (siehe SIGNAL 6/2008). Ende Juli 2009 fiel die Vergabeentscheidung: Los 1 und Los 3 erhält die Deutsche Bahn, Los 2 und das sehr kleine Los 4 die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG).

Nur zwei Bewerber

So sollen die Doppelstock-Flirts für die Züricher S-Bahn aussehen, die 2011 ausgeliefert werden. In Brandenburg könnte die selbe Baureihe 2012 für die ODEG auf die Schiene gehen. Grafik: Stadler Rail

Lange Zeit drohte die Ausschreibung mangels Bewerbern zum Fiasko zu werden. Mehrfach musste der VBB die Abgabefrist verlängern. Die gegenwärtige Finanzkrise hatte selbst so große Anbieter wie Veolia davon abgehalten, an der Ausschreibung teilzunehmen, weil die Finanzierung der Neufahrzeuge zurzeit ein Problem ist. Am Ende gab es wenigstens zwei Bieter, womit feststand, dass niemand leer ausgeht. Denn zum Ärger von DB Regio hatte der VBB festgelegt, dass die beiden großen Lose 1 und 2 nicht an denselben Anbieter gehen dürfen. Sobald also feststand, dass Los 1 mit dem attraktiven RE 1 an die Deutsche Bahn vergeben wird, war auch klar, dass die ODEG den Zuschlag für Los 2 erhält.

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Somit wird die ODEG ab 2012 die Linien RE 2 (Stendal—Rathenow—Berlin—Cottbus) und RE 4 (Wismar—Berlin—Jüterbog) sowie bereits ab 2011 die Linien RB 33 (Jüterbog— Berlin-Wannsee), RB 35 (Fürstenwalde — Bad Saarow) und RB 51 (Brandenburg—Rathenow) mit jährlich insgesamt 7 Millionen Zugkilometern betreiben können. Für RE 2 und RE 4 ist die ODEG mit Doppelstock-Flirts von Stadler ins Rennen gegangen. Doppelstock-Flirts gibt es bisher noch nicht. Die ersten Exemplare will Stadler 2011 an die SBB für die Züricher S-Bahn ausliefern. Die ODEG benötigt sie zum Dezember 2012.

Ausgehend von den Bewerbungsunterlagen sollen ca. 20 Dosto-Flirts mit je vier Wagen und 428 Sitzplätzen pro Zug angeschafft werden. Der Sitzabstand soll etwas großzügiger sein als der in der Ausschreibung geforderte Mindestabstand. Bei der Vis-a-vis- Sitzanordnung z.B. war ein Sitzteiler von mindestens 1640 mm gefordert, die ODEG plant 1720 mm, die zur Zeit fahrenden RE 160-Wagen haben einen Sitzteiler von 1720 und 1800 mm.

Tabelle: Ausschreibungspaket Stadtbahnnetz, Zuschlag August 2009. Tabelle: IGEB

Die Mehrzweckräume im Untergeschoss sind stufenfrei von den Eingangsbereichen erreichbar. 36 Fahrräder können im Zug untergebracht werden. Es gibt 3 WCs, davon ist eins behindertengerecht.

Die ODEG betont aber, dass noch nicht sicher sei, ob tatsächlich Flirts bestellt werden. Man sei auch noch mit anderen Herstellern im Gespräch, die Züge mit ähnlichen Fahrzeugeigenschaften anbieten.

Für RB 33 und RB 51 plant die ODEG, Stadler- Fahrzeuge der Baureihe GTW 2/6 (oder gleichwertige) zu beschaffen.

Fahrkarten gibt’s im Zug – ohne Aufpreis

Geplant ist, wie schon bisher bei der ODEG üblich, den Fahrkartenverkauf beim Zugbegleitpersonal anzubieten – ohne Aufpreis. Dafür verzichtet sie auf Fahrkartenautomaten im Zug oder auf dem Bahnsteig. Das ist für den RE-Verkehr im VBB ein Novum. Bei DB Regio gilt bisher: erst Fahrschein kaufen, dann einsteigen – anderenfalls drohen 40 Euro Strafe.

Hier ist der VBB gefordert, den sich aus der unterschiedlichen Handhabung für die Fahrgäste ergebenden Problemen rechtzeitig vorzubeugen. Auch DB Regio sollte mit der Kriminalisierung von Graufahrern (Fahrgäste, die versehentlich eine falsche Fahrkarte erworben haben oder ohne eigenes Verschulden keinen Fahrausweis lösen konnten) aufhören und mehr auf Service im Zug setzen. In der Ausschreibung ist eine Zugbegleitquote von 100 Prozent vorgegeben.

DB mit E-Talent 2

Die DB will ab 2012 auf dem RE 1 weiterhin mit Lok-RE160-Kombinationen fahren. Die bisherige Lokbaureihe 143 soll durch eine leistungsstärkere ersetzt werden, die RE160- Wagen werden im Innenraum modernisiert.

Auf allen anderen Linien der DB-Lose 1 und 3 sind ab Dezember 2011 einstöckige klimatisierte Elektrotriebzüge des Typs E-Talent 2 der Firma Bombardier geplant. Je nach Linie werden 3- oder 5-teilige Fahrzeuge eingesetzt, die bei Bedarf auch in Doppeltraktion verkehren.

IGEB S-Bahn und Regionalverkehr

aus SIGNAL 4/2009 (September 2009), Seite 14