Berlin
1. Jun 2010
Seit seiner Eröffnung im Mai 2006 ist der Berliner Hauptbahnhof für viele Fahrgäste schlecht erreichbar. Die Neubaustrecken für die S-Bahn in Nord-Süd-Richtung und die Straßenbahn von Mitte und Prenzlauer Berg nach Moabit wurden noch nicht einmal begonnen und von der U-Bahn-Linie 5 gibt es nur die Stummelstrecke zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor. Attraktiv ist lediglich die Anbindung über die Stadtbahn – vorausgesetzt, dass die S-Bahn ausreichend Züge zur Verfügung hat. So erhielt der Bus für den Zubringerverkehr eine erheblich größere Bedeutung, als einst geplant war.
Vor diesem Hintergrund ist es unfassbar, dass die Umsteigemöglichkeiten zwischen Bus und Hauptbahnhof jetzt drastisch verschlechtert wurden. Anlass ist der Ende 2009 erfolgte Beginn der Bauarbeiten für die S 21 auf dem Abschnitt zwischen Nordring und Hauptbahnhof. Dadurch ist die zentrale Haltestellenanlage nördlich des Hauptbahnhofs auf der Invalidenstraße in Fahrtrichtung Westen nicht mehr benutzbar.
Obwohl es mit dem Washingtonplatz noch einen gleichwertigen Zugang auf der Südseite des Empfangsgebäudes gibt, müssen die Fahrgäste den gesamten Baustellenbereich durchqueren, um zu den Ersatzhaltestellen zu gelangen, die weit weg vom Bahnhof an der Heidestraße angelegt wurden. Zusammen mit der Instinktlosigkeit der Planungs- und Genehmigungsbehörden, den Autoverkehr unverändert zu belassen und nur den ÖPNV-Kunden weite Wege zuzumuten, zeigt sich wieder einmal, dass in Berlin (dem selbsternannten Kompetenzzentrum Verkehr!) die Uhren 50 Jahre nachgehen.
Um den unhaltbaren Zustand zu beenden, müssen die umgeleiteten Omnibuslinien über den Washingtonplatz geführt werden – wie jetzt schon die Flughafenlinie TXL.
Damit ergibt sich eine dem Standort angemessene Anbindung an den öffentlichen Verkehr, die die Fahrgäste nicht ins Auto zwingt. Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert Senatsverwaltung, Bezirksamt, Verkehrslenkung Berlin und BVG auf, diesen Vorschlag schnellstens umzusetzen.
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 1/2010 (März 2010), Seite 20