Aktuell
1. Jan 2011
Das Planfeststellungsverfahren ist weit vorangeschritten, alles schien geklärt: Im Zentrum von Köpenick soll ein neuer Regionalbahnhof entstehen. 7500 Ein- und Aussteiger pro Tag sind prognostiziert, sobald hier die halbstündlich verkehrenden RE1-Züge Brandenburg (Havel)—Berlin— Frankfurt (Oder) halten (siehe SIGNAL 2/2010). Doch nun will sich der Bund aus der Finanzierung des Bahnhofs zurückziehen, und das Land Berlin schwieg dazu – bis der Senat eine Kleine Anfrage beantworten musste (Drucksache 16/14789).
Zeitgleich trat das ein, was der Berliner Fahrgastverband IGEB seit Monaten vorhergesagt hatte: Am Ende des Jahres 2010 werden dem Land Berlin einbehaltene S-Bahn-Gelder in Höhe von rund 50 Millionen Euro zustehen. Das sind 5 Millionen mehr, als der Senat zuletzt erwartet hatte. Für den Bau des Regionalbahnhofs Köpenick werden rund 3,3 Millionen Euro benötigt.
Was liegt da näher, als den vom Senat selbst als wichtig bewerteten und bei der Bestellung der Verkehrsleistungen berücksichtigten Regionalbahnhof Köpenick nach dem Rückzug des Bundes jetzt durch das Land Berlin zu finanzieren – und zwar aus den zusätzlichen 5 Millionen Euro der S-Bahn-Gelder für 2010.
Die Stimmung der Fahrgäste in Berlin ist schlecht. Eis und Feuer und die vielen Ausfälle bei S-Bahn und BVG haben ihre Spuren hinterlassen. In dieser Situation werden obendrein Anfang 2011 die Fahrpreise erhöht. Da wäre es eine große Chance, mithilfe der einbehaltenen S-Bahn-Gelder endlich Zeichen zu setzen gegen das Gefühl der meisten Fahrgäste: „Es wird alles immer schlechter.“
Beim Regionalbahnhof Köpenick bietet sich diese Chance. Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert den Senat auf, sie zu nutzen.
Berliner Fahrgastverband IGEB
aus SIGNAL 6/2010 (Dezember 2010/Januar 2011), Seite 10