Berlin
Die Berliner Straßenbahnlinie 12 muss bei der BVG ein sehr ungeliebtes Kind sein (vgl. SIGNAL 1/2010). Anders lassen sich die wiederholten Zumutungen gegenüber deren Fahrgästen nicht erklären.
12. Sep 2010
Neues Beispiel: Freitag, 29. Oktober 2010. Seit dem Morgen sollte es auf der 12 zwischen Langhansstraße und Kupfergraben, also auf einem langen Abschnitt der Linie, Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen geben. Doch leider fehlten die Busse. Am Vormittag waren lediglich drei als Ersatz für die Straßenbahn unterwegs und hingen in Staus fest.
Erneut war die Information katastrophal. Die DAISY-Anzeiger zählten munter die Minuten für Geisterzüge herunter, die gar nicht fuhren. An Ersatzhaltestellen hing der falsche Fahrplan – aber das machte eigentlich nichts, da ja kein Bus kam.
Das Schlimmste aber war, dass die 12 einen großen Teil der Strecke weiterhin befuhr – jedoch ohne Fahrgäste. Die Züge fuhren vom Pasedagplatz kommend bis Gustav-Adolf- Straße/Langhansstraße, wo alle Fahrgäste aussteigen mussten. Dort können die Züge aber nicht wenden, und so fuhren sie als Betriebsfahrt die Prenzlauer Allee hinunter, bogen an der Mollstraße rechts ab und folgten dann dem Linienweg der M8, die bereits ab Brunnenstraße/Invalidenstraße wieder auf der Stammstrecke der 12 verkehrt. Weiter ging es vorbei am Nordbahnhof zur Wendeschleife an der Schwartzkopffstraße – alles ohne Fahrgäste. Zurück dasselbe, erst an der Haltestelle Prenzlauer Allee/Ostseestraße, eine Haltestelle vor Gustav- Adolf-Straße/Langhansstraße, durften wieder Fahrgäste zusteigen.
Eine Straßenbahn, die fast ihren kompletten Linienweg befährt und dabei kilometerlange Leerfahrten im Viertelstundentakt durchführt, vorbei an den wartenden Fahrgästen, ist nicht akzeptabel. Das ist nicht nur eine kleine Fehlentscheidung, sondern Missmanagement! (hm)
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 5/2010 (November 2010), Seite 23