Berlin

Vorschläge zum Verkehr während der U 5-Bauarbeiten


IG Friedrichstraße

1. Dez 2011

Das Bauvorhaben „Weiterbau der U 5“ stellt für Berlin eine große Herausforderung für die nächsten Jahre dar. Unabhängig von der Frage nach dem Sinn des Projekts kommt es für alle Beteiligten darauf an, mögliche Beeinträchtigungen für Berlins Bürger, Besucher und Unternehmer zu minimieren. Dazu gehört auch die Suche nach innovativen und effektiven Lösungen bei der Einrichtung der Baustelle.

Ein zentrales Problem ist dabei der Verkehrsfluss. Die effiziente Lenkung der Verkehrsströme ist in Berlins Mitte nie einfach gewesen. Umso mehr ist zu befürchten, dass die Sperrung eines neuralgischen Abschnitts der Friedrichstraße für nahezu ein Jahr die Erreichbarkeit der „City-Ost“ nachhaltig beeinträchtigt. Es kann in niemandes Interesse sein, Berliner Unternehmen dem Risiko gravierender wirtschaftlicher Einbußen auszusetzen. Neben der Lenkung des Autoverkehrs gehört eine fahrgastgerechte Lösung der Beeinträchtigungen im ÖPNV zur Priorität für die Planer. Der Umsteigebahnhof Friedrichstraße darf durch den Einsatz des Ersatzverkehrs nicht überlastet sowie die Fahrgäste nicht zur großräumigen Umfahrung der Friedrichstraße gezwungen werden.

Folgende Punkte sind im Einzelnen zu berücksichtigen:

  1. Es sollte sichergestellt werden, dass während der Bauarbeiten an der Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße zusätzliche Sperrungen durch öffentliche Bauvorhaben zwischen Leipziger, Wilhelm-, Charlotten- und Oranienburger Straße vermieden werden; andernfalls droht ein Verkehrschaos. Unterschiedlichen Informationen zufolge ist im selben Zeitraum mit Baumaßnahmen am Gendarmenmarkt, in der Behrenstraße, Französischen Straße (an der Friedrichswerderschen Kirche; Rathausbrücke), Leipziger Straße (Anschluss Axel-Springer-Straße; Leipziger Platz) und in der Wilhelmstraße (Ecke Zimmerstraße) zu rechnen, abgesehen von den laufenden Einschränkungen im Bereich der Invalidenstraße.
  2. Die Öffnung der Wilhelmstraße, zunächst für den ÖPNV, zwischen Behrenstraße und Unter den Linden würde eine wichtige Entlastung für den Umleitungsverkehr darstellen. Die Anzahl der veranstaltungsbedingten Sperrungen der Straße des 17. Kuni muss während der U 5-Baumaßnahme stark reduziert werden.
  3. Die Planung des Umleitungsverkehrs sollte die Besonderheit des Gebiets berücksichtigen, etwa indem eine Sonderfahrspur für Busse, Taxis und Radfahrer eingerichtet wird. Ferner ist auf Erreichbarkeit und bessere Ausschilderung der Parkhäuser zu achten. Im Zusammenhang damit muss in den Umfahrungsstraßen ein absolutes Halteverbot eingeführt werden, mit begrenzten Ausnahmen für den Lieferverkehr und die Hotelvorfahrten. Perspektivisch sollte dort Querparken nicht mehr zugelassen werden. Die Einrichtung eines Haltepunkts für Reise- und Stadtrundfahrtbusse an der Französischen Straße, Höhe Gendarmenmarkt, sollte bis zum Abschluss der Bauarbeiten aufgeschoben werden.
  4. Bei der Planung des Ersatzverkehrs sind innovative Lösungen gefragt. BVG-Busse werden in den engen Nebenstraßen stecken bleiben. Da anzunehmen ist, dass ein großer Teil der U 6-Fahrgäste die Strecke bis zum U-Bahnhof Französische Straße zu Fuß zurücklegen wird, wäre ein bedarfsgerechter, insbesondere barrierefreier Einsatz von Taxis, Rikschas etc. zielführender. Von größter Relevanz bleibt eine funktionsfähige S-Bahn!
  5. In den Verkehrsdurchsagen und entsprechenden öffentlichen Mitteilungen sollte auf vorhandene Umfahrungsmöglichkeiten und die Schaustelle hingewiesen werden. Besonders geeignet sind dafür die Verkehrsmeldetafeln. In der Kommunikation sollten abschreckende Hinweise („Meiden Sie die Berliner Mitte weiträumig“) vermieden werden.

Eine Gesprächsrunde mit Vertretern der verantwortlichen Behörden, der Wirtschaft, der Bürgergesellschaft (u. a. der Fahrgastverbände) und Stadtplanern könnte Lösungen für die genannten Probleme diskutieren. Unabhängig davon hat die Interessengemeinschaft Friedrichstraße den Dialog mit dem Vorhabenträger und Vertretern der Berliner Politik aufgenommen.

Interessengemeinschaft Friedrichstraße
Dr. Mateusz J. Hartwich, (0162)694 09 94
hartwich@friedrichstrasse.de

IG Friedrichstraße

aus SIGNAL 5-06/2011 (Dezember 2011), Seite 23