Berlin

„Friedrichstraße reloaded“

Innovative Gestaltungskonzepte für die U 5-Baustelle Unter den Linden


IG Friedrichstraße

1. Dez 2011

Berlin-Gesundbrunnen. Einfahrt der RB66 nach Szczecin Głowny. Zur Verbesserung und Stabilisierung des Zugverkehrs auf der Stettiner Bahn zwischen Berlin-Gesundbrunnen und Bernau wollte die DB die Strecke im Bezirk Pankow ausbauen, damit auch dort durchgängig zwei Gleise zur Verfügung stehen. Doch dieses Vorhaben wurde jetzt vom Eisenbahn-Bundesamt abgelehnt. Das ist ein schwerer Rückschlag für den Bahnverkehr von Berlin Richtung Barnim, Uckermark und Polen (siehe auch Artikel auf Seite 44). Foto: Marc Heller
Auszug aus der Zwischenpräsentation vom 18. Juli 2011 für das Schaustellenkonzept zum Bau der U-Bahn-Linie 5 im Bereich Friedrichstraße/Unter den Linden. Abb: IG Friedrichstraße

Wie werden ÖPNV-Fahrgäste durch die Berliner Mitte kommen und wie finden sie den Weg von der Station Friedrichstraße bis Französische Straße bzw. Stadtmitte? Wie lässt sich der Individualverkehr so gestalten, dass die Erreichbarkeit gewährleistet wird und gleichzeitig die Umleitungsstrecken nicht zugestaut werden? Und wie kann man die Fußgängerströme effizient lenken, um die Passierbarkeit der Baustelle an der Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden zu sichern und die angrenzenden Geschäfte nicht zu beeinträchtigen? Das sind nur einige der Fragen, die die Interessengemeinschaft Friedrichstraße im Rahmen eines EU-geförderten Projekts untersuchen ließ. Das Unternehmernetzwerk möchte die Baustelle im Herzen Berlins zu einer „Schaustelle“ machen, um die Attraktivität des Standorts zu halten.

Nachdem die Interessenvertretung der Gewerbetreibenden rund um die Friedrichstraße jahrelang den verkehrspolitischen Nutzen der neuen U-Bahn-Linie in Frage gestellt hat, wird die „Kanzlerbahn“ mit dem Planfeststellungsbeschluss zur Realität. Nun kommt es darauf an, mögliche Schäden für den Wirtschaftsstandort abzuwenden und aus dem Problem eine Herausforderung zu machen, betont Guido Herrmann, Vorsitzender des Kuratoriums der IG Friedrichstraße. Dazu wurde mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und in Kooperation mit dem Forum Berufsbildung, der TU Berlin, des Collegium Hungaricum und aktiver Partner aus der Wirtschaft ein „Schaustellenkonzept“ entwickelt. Eine Arbeitsgruppe von jungen Menschen setzte sich mehrere Monate lang mit solchen Aspekten wie den technischen Voraussetzungen, der Geschichte und Gegenwart des Standorts, den wirtschaftlichen Interessen der Anrainer, der Verkehrsproblematik und Bespielungsideen auseinander. Heraus kam ein mit den betroffenen Unternehmen, der BVG, den Bezirksstellen und weiteren Stakeholdern abgestimmtes Konzept mit dem Titel „Friedrichstrasse reloaded“.

Die Grundidee besteht darin, den bevorstehenden Wandel des Gebiets an der zukünftigen U 5 als Chance für eine „Neuaufladung“ zu begreifen. Mit künstlerischen, multimedialen und interaktiven Methoden kann die Baustelle zu einem Zukunftslabor gestaltet werden, in dem Themen wie Stadtentwicklung, Mobilität, Handel, Design und Gastgewerbe diskutiert werden. Diese fünf Aspekte, als „Bausteine der Zukunft“ betitelt, greifen auf kreative Art die umliegende Gewerbestruktur und das Wesen des Bauvorhabens selbst auf. Zusätzlich könnte mit einer Multimediawand in der Straßenflucht der Friedrichstraße ein Blickfänger geschaffen werden, der zu Interaktion und sprichwörtlicher Bespielung einlädt.

Diese Ideen wurden im Rahmen einer öffentlichen Projektabschlusspräsentation vorgestellt und fanden ein positives Feedback der Baustellennachbarn und der BVG-Vertreter. Sie stellen auch die Grundlage der weiteren Arbeit dar und sollten mit der Unterstützung von strategischen Partnern und Sponsoren sowie der Landes- und Bezirksverwaltung umgesetzt werden.

IG Friedrichstraße

aus SIGNAL 5-06/2011 (Dezember 2011), Seite 24