Schienenverkehrswochen 2011
Rück- und Ausblicke beim Sprechtag für die BVG-Busfahrgäste
1. Dez 2011
Traditionell gibt es im Rahmen der jährlichen Schienenverkehrs-Wochen auch einen Sprechtag für die Busfahrgäste der BVG. Eingeladen hatte wieder der Fahrgastverband IGEB, und Gastgeber war ein weiteres Mal die BVG auf dem Omnibus-Betriebshof Müllerstraße. Dorthin zog es am 8. September 2011 viele interessierte Busfahrgäste, um dem BVG-Busdirektor Martin Koller und seinem Abteilungsleiter Betriebsmanagement Helmut Graetz zuzuhören und Fragen zu stellen. Moderiert wurde die Veranstaltung vom IGEB-Abteilungsleiter Artur Frenzel.
Im Einführungsvortrag berichtete Helmut Graetz über die Auswirkungen des Rückbaues der Steglitzer Schloßstraße auf nur noch eine Fahrspur gemeinsam für Auto- und Busverkehr zugunsten einer großzügig angelegten Fahrradspur. Der Umbau sorgt für erhebliche Verspätungen im südwestlichen Busnetz von Berlin.
Weiterhin gab er einen Überblick über die zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 anstehenden Linienveränderungen im Raum Adlershof nach Inbetriebnahme der Straßenbahn in die WISTA und Freigabe der Unterführung der Rudower Chaussee am S-Bahnhof Adlershof für den Autoverkehr. Die Omnibuslinie (OL) 162 bedient künftig den bislang von der OL 164 bedienten Abschnitt vom S-Bahnhof Adlershof zum U-Bahnhof Rudow. Im Gegenzug wird der 164er von Köpenick kommend ab S-Bahnhof Adlershof den Ast der bisherigen Linie 162 zum Flughafen Schönefeld bedienen.
Mit der Eröffnung des neuen Flughafens BER in Schönefeld zum 3. Juni 2012 wird die OL 162 (dann OL 164) am S-Bahnhof Schönefeld ohne Anbindung an den Flughafen enden, da leider weder das Land Berlin noch Brandenburg bereit sind, diese Leistung zu bezahlen. Die Fahrgäste sollen dann auf die S-Bahn umsteigen. Gleiches passiert bei der OL 171. Allerdings wird die Expressbuslinie X7 vom U-Bahnhof Rudow dann ohne Zwischenhalte zum neuen BER-Terminalgebäude verkehren. Abgerundet wird das Busangebot zum Flughafen durch die Expresslinie X 11, welche künftig von Dahlem kommend über U-Bahnhof Rudow ebenfalls zum BERTerminal fährt. Somit besteht zwischen dem U-Bahnhof Rudow und dem BER-Terminal tagsüber sogar ein 5-Minuten-Takt. Ob das Fahrgastaufkommen dieses üppige Verkehrsangebot rechtfertigt, bleibt abzuwarten.
Der durch die veränderte Linienführung des X 11 verbleibende Abschnitt zwischen U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee und S-Bahnhof Schöneweide wird durch eine wiederkehrende OL 272 bedient. Diese Linie verkehrt künftig zwischen S-Bahnhof Schöneweide und Groß Ziethen im Gemeinschaftsverkehr BVG/RVS und ersetzt damit auch die bestehende Linie 736. Weiterhin wird die BVG/RVSGemeinschaftslinie 263 von S-Bahnhof Grünau kommend zum neuen Terminal BER verlängert, auf dem RVS-Abschnitt zwischen Berliner Stadtgrenze und dem Flughafen allerdings nur im „Überland-Takt“ von 30 oder 40 Minuten. Auch hier spielt die Bestellung durch das Land Brandenburg die entscheidende Rolle.
Im Nachtverkehr verkehren der N7 und der N64 durchgehend zum neuen Flughafen. Im Gegenzug entfallen die Linien N60 und N90.
Bekanntlich wird gleichzeitig mit der Inbetriebnahme des neuen Berliner Flughafens in Schönefeld der bisherige Flughafen in Berlin-Tegel geschlossen. Folgende Veränderungen im Busverkehr sind daher vorgesehen: (siehe Abb. Seite 25)
Die Linie TXL entfällt, soll aber auf dem Abschnitt zwischen Alexanderplatz und S-Bahnhof Beusselstraße ersetzt werden. Eine Linie X 5 ist auf dieser Relation im Gespräch, die Entscheidung steht allerdings noch aus. Auch fehlt noch eine Wendestelle am S-Bahnhof Beusselstraße. Die OL 109 wird zum S-Bahnhof Jungfernheide zurückgezogen. Sofern ein Verkehrsbedarf im Bereich des Flughafengebäudes entsteht, soll der entfallende Abschnitt zum Flughafen Tegel durch eine OL 323 zwischen U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz und dem ehemaligen Flughafen ersetzt werden, so dass noch nicht einmal die Ringbahn erreicht wird. Die OL 128 wird zum U-Bahnhof Kurt-Schumacher- Platz zurückgezogen.
Zum Fahrplanwechsel am 11.12.2011 wird es nur geringfügige Veränderungen geben (bzw. zum Erscheinen des Berichtes im SIGNAL gegeben haben). So wird die OL M 41 auf dem Abschnitt zwischen U-Bahnhof Hermannplatz und Sonnenallee auch sonnabends von 9 bis 18 Uhr im 5-Minuten-Takt verkehren. Gegengerechnet wird diese Verbesserung mit der Rücknahme der OL 167 ab ca. 21.30 Uhr vom U-Bahnhof Boddinstraße zur Elsenstraße/Puschkinallee. Ein ähnliches Verfahren gibt es für die Verbesserung der Taktzeiten auf der Nachtlinie N8. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens verkehrt diese Linie künftig zwischen U-Bahnhof Osloer Straße und U-Bahnhof Hermannplatz künftig bis ca. 3 Uhr im 15-Minuten Takt. Der Preis dafür: Die Linie N47 zwischen Ostbahnhof und U-Bahnhof Hermannplatz entfällt ersatzlos, was die Erreichbarkeit des Ostbahnhofs aus Kreuzberg im Spät- und Frühverkehr deutlich einschränkt.
Helmut Graetz berichtete auch über bauliche Verbesserungen der Haltestellenlagen im Umsteigeknotenpunkt U-Bahnhof Rudow sowie die Erneuerung des Busbahnhofes am S-Bahnhof Marzahn, der für 1,2 Millionen Euro aus einbehaltenen S-Bahn-Mitteln umgebaut wird und bessere Zugänge zu den Haltestellen erhält.
Unter den Publikumsfragen waren wieder „Dauerbrenner“ wie die schlechte Fahrgastinformation bei Betriebsabweichungen oder die Unpünktlichkeit der Linien M 48 und M 85. Zu diesen Linien konnten keine Veränderungen in Aussicht gestellt werden, u. a. wegen der eingangs erwähnten Probleme nach dem Umbau der Schloßstraße. Aber bei der Kundeninformation wurden Verbesserungen versprochen: So werden im nächsten Jahr an Haltestellen mit großem Fahrgastandrang 147 neue elektronische Anzeigen aufgestellt. Außerdem wird eine gemeinsame Leitstelle für die Oberflächenverkehrsmittel Straßenbahn und Bus geschaffen, die für schnellere Umfahrungsalternativen im Störungsfall wichtig ist.
Ebenfalls immer wieder nachgefragt werden die Themen Busbeschleunigung und Anschlusssicherung. Bei der Beschleunigung ist die BVG selbst sehr unzufrieden mit dem Sachstand, kann aber keine Verbesserungen versprechen, da die Verantwortung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung liegt. Hinsichtlich der Anschlusssicherung wurde für den Tagesverkehr angeregt, zeitlich versetzte Linienkreuzungen zu Umsteigezeiten von der halben Taktzeit einzurichten, die sich im Verspätungsfall sogar noch verringern statt erhöhen, denn punktgenaue Minutenanschlüsse sind gerade im stark autoverkehrsabhängigen Busbetrieb oft nicht zu halten, so dass dann allzu oft die volle Taktzeit von bis zu 20 Minuten zur Wartezeit wird.
Unklar bleibt die Entwicklung des Wagenparks. Da die neuen Bustypen wartungsintensiver als geplant sind, müssen vor einer Nachbestellung von z. B. langen Doppeldeckern erst einige Fragen mit den Herstellern geklärt werden.
Von manchen Veränderungen werden nicht nur die Fahrgäste, sondern auch die BVG überrascht, so beispielsweise von der Verlegung der Bushaltestellen am S- und U-Bahnhof Jungfernheide, die einem Fußgängerüberweg weichen mussten und nun ohne Wartehäuschen sind.
Nach über zwei Stunden ging eine wie immer kurzweilige und interessante Veranstaltung zuende, auf deren nächste Auflage 2012 die Besucher sich schon heute freuen.
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 5-06/2011 (Dezember 2011), Seite 26-27