Bayern
12. Sep 2010
Im Juli mussten die neuesten Trambahnfahrzeuge von München aus dem Fahrgastbetrieb genommen werden, weil wichtige technische Unterlagen fehlen, die für die Zulassung notwendig sind. Damit wird ein weiteres Kapitel der Serie von Pleiten, Pech und Pannen von der Münchner Verkehrsgesellschaft geschrieben. Die Fahrzeuge vom Typ „S“ waren am 19. März 2009 in München vorgestellt worden. Seither konnte man erleben, dass sie abgeschleppt wurden oder wenigstens noch aus eigener Kraft den Betriebshof erreichten, wenn sie vorzeitig aus dem Einsatz genommen werden mussten. Dabei wird man natürlich auch an das Drama mit den neuen U-Bahn-Zügen erinnert, die auch mit wesentlicher Verspätung geliefert wurden und trotzdem noch schwere technische Mängel aufwiesen.
Die Zulassung von Schienenfahrzeugen ist kein Hexenwerk und man ist auch nicht böswilligen Gutachtern oder verständnislosen Beamten der Aufsichtsbehörden ausgeliefert. Ganz im Gegenteil. Die Mitarbeiter der technischen Aufsichtsbehörde tun ihre Pflicht im Interesse der Fahrgäste. Zum Glück gibt es dort noch eigenen Sachverstand, der die komplizierte Technik bewerten kann.
Vielleicht muss man den Blick einfach einmal über die Stadtgrenze von der Landeshauptstadt München heben. So fahren beispielsweise in Augsburg neue Trambahnzüge, die nach unserer Kenntnis über eine endgültige Zulassung verfügen. Auch von den neuen Berliner Straßenbahnen hat man nichts Negatives gehört.
Wir erwarten, dass die Herstellerfirma jetzt alles tut, um schnell die Zulassung für die Trambahnzüge zu erreichen und die Fahrzeuge in einen Zustand versetzt, der einen zuverlässigen Betrieb ermöglicht“, meint dazu Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste. „Vielleicht sollte man sich nicht so viele Gedanken um die Farbgebung machen und mehr auf die inneren Werte des Materials achten.“
Die Zahl der Trambahnzüge ist in München zu knapp bemessen. Wichtige Verbesserungen wie der dichtere Takt auf der Linie 27 sind nicht möglich. Wären nicht auch noch Bauarbeiten im Gleisnetz erforderlich, so müssten Fahrten ausfallen oder durch Busse ersetzt werden. Dabei muss wieder einmal daran erinnert werden, dass die Fahrgäste mit ihrem nicht zu knappen Fahrgeld auch für die Zuverlässigkeit des Systems bezahlen.
Aktion Münchner Fahrgäste im DBV
aus SIGNAL 4/2010 (September 2010), Seite 13