Aus den Verbänden

Aufbau und Stärkung örtlicher Strukturen des DBV-Sachsen

Interview mit Uwe Adamczyk, Vorsitzender des DBV-Landesverbands Sachsen


DBV Sachsen

1. Jun 2010

DBV: Herr Adamczyk , welche Prioritäten wollen Sie als neu gewählter Landesvorsitzender für den DBV-Sachsen setzen, um die Arbeit des Deutschen Bahnkunden- Verbands in Sachsen zu stärken?

Uwe Adamczyk Foto: privat

Uwe Adamczyk: Aufbau und Stärkung örtlicher Strukturen sowie die Belebung und Aktivierung von Arbeitskreisen sind für mich wichtige Aufgaben, um die Arbeit des Deutschen Bahnkunden-Verbands in Sachsen zu stärken.

Welche politischen Herausforderungen erwarten Sie für das Jahr 2010 und wo müssen Ihrer Ansicht nach Schwerpunkte gesetzt werden, um dem Anspruch des Deutschen Bahnkunden-Verbands in Sachsen gerecht zu werden? Und wie sehen Sie die künftige Zusammenarbeit des DBV-Sachsen mit Kommunen, Landkreisen und dem Sächsischen Landesparlament?

Mit der neuen Bundesregierung steht leider auch wieder die Bahnprivatisierung auf der Agenda. Der DBV-Landesverband Sachsen ist gegen jede Bestrebung, die Deutsche Bahn AG zu einer Börsenbahn verkommen zu lassen. Die Zeichen der Zeit drängen danach, die Eisenbahn als DIE Alternative zum steigenden Straßenverkehr zu fördern und auch den ländlichen Abkoppelungsprozess vom SPNV dringend zu stoppen. Dazu gehört es auch, Privatbahnen bei ihrem Wirken zu unterstützen, wenn es um den Erhalt oder die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken geht. Hierbei ist eine wesentliche Forderung an die Bundes- und Landespolitik, neben der DB AG auch private Eisenbahnunternehmen gleichberechtigt zu unterstützen.

Sachsen gliedert den Sektor des öffentlichen Personennahverkehrs im Gegensatz zu anderen Bundesländern in 5 Verkehrsverbünde. Diese unrentablen Strukturen zu Gunsten eines attraktiven Schienenpersonennahverkehrs zu reduzieren, soll ein weiterer Schwerpunkt unseres Wirkens sein. Die Landkreise tragen hierbei Verantwortung für die öffentliche Daseinsvorsorge. Der DBV-Sachsen wird die Entscheidungen kritisch beobachten und gegebenenfalls Vorschläge einbringen. Ich hoffe, hierbei mit den Landkreisen und Bürgermeistern eine gute Zusammenarbeit fortzuführen beziehungsweise diese zu stärken, um eine gemeinsame Basis zu finden.

Wie soll die Arbeit des DBV-Landesverbandes, dessen Wirkungsbereich sich von Görlitz über die sächsische Schweiz, Chemnitz, Zwickau bis in den Vogtlandkreis erstreckt, praktisch organisiert und koordiniert werden?

Mit dem Mitteilungsblatt „Taktgeber für Sachsen“ wurde 2009 ein DBV-Medium - wie auch in anderen Bundesländern - herausgebracht, welches für die Öffentlichkeitsarbeit nur förderlich sein kann. Wichtig ist eine regionale Vorortarbeit unserer Mitglieder und Mitgliedsvereine, welche sich um die Belange von Bahnkunden und um die Reaktivierung verschiedener Eisenbahnstrecken vornehmlich in ländlichen Regionen kümmern. Wichtig sind die Mitgliederwerbung für den DBV und Bildungsangebote für die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an das Verkehrsmittel Eisenbahn. Arbeitskreise verschiedener Ansprüche können nur durch die Mitarbeit aller im DBV-Landesverband Sachsen tätigen Mitglieder gestärkt werden. Eine konstituierende Tagung des DBV-Sachsen soll 2010 die Prioritäten auf ein festes Fundament stellen.

Neben ihrer Funktion als Vorsitzender des DBV-Landesverbands Sachsen sind Sie gleichfalls Mitglied der DBV-Fachkommission „Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste“. Ist die UN-Konvention in Bezug auf mobilitätseingeschränkte Fahrgäste ein Thema des DBV-Landesverbands Sachsen?

Ob die UN-Konvention ein Thema ist oder nicht, ist für mich nicht der entscheidende Punkt. Wichtig und entscheidend ist, dass jeder Mensch ein potenzieller Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln sein kann. Dafür sind die Voraussetzungen zu schaffen, das ist die Aufgabe.

Was wird vom DBV-Landesverband unternommen werden, um als Anlaufstelle für Bahnkunden erreichbar zu sein, und wird das Thema Fahrgastrechte ausreichend Beachtung finden?

Als Bahnkundenverband dürften uns wohl die Fahrgastrechte das wichtigste Anliegen sein. Wichtig ist, dass es uns gelingt, in den einzelnen Regionen bzw. Landkreisen Ansprechpartner und Interessenten zu finden, die mit uns gemeinsam für Fahrgastrechte und sich an den Menschen orientierende Verkehrsstrukturen arbeiten. Natürlich wünsche ich mir mittelfristig auch Regionalbüros, aber hier müssen wir uns auch Gedanken machen, was in diesen Regionalstellen alles passieren soll und wie wir diese solide finanzieren.

Uwe Adamczyk, Wirtschaftskaufmann für Gesundheits- und Sozialwesen, war von 1994 bis 2004 Mitglied des Sächsischen Landtags und engagiert sich ehrenamtlich im Landesverband Sachsen des VVN/ BdA. Er ist Mitglied im VdK-Sachsen sowie seit 2009 aktives Mitglied im Vorstand des Eisenbahnförderverein EFWO „Friedrich List“ e. V. Selbst an den Rollstuhl gebunden setzt sich Uwe Adamczyk für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein. Im November 2009 wurde er zum neuen Vorsitzenden des Landesverbands Sachsen des DBV gewählt.

DBV Sachsen

aus SIGNAL 1/2010 (März 2010), Seite 56-57