Aktuell
1. Jan 1989
Feierlichkeiten zum 5. Jahrestag der S-Bahn·Übernahme gibt es für Bürger in Lichterfelde und Lankwitz nicht, denn ihre S-Bahn-Strecke nach Lichterfelde Süd wurde vom Senat als Folge der Übernahme stillgelegt. Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, den BVG-Schienenverkehr zu erweitern, wurde nicht genutzt. Auch Unterschriftenaktionen und schließlich ein erfolgreiches Bürgerbegehren konnten bisher keine Korrektur dieser skandalösen Nahverkehrspolitik bewiren.
Die schrittweise Demontage der
Strecke, der nicht zu bremsende Vandalismus sowie die Schäden durch den
Verfall der Bahnanlagen tragen nunmehr dazu bei, daß auf dieser Strecke
nur nach einer gründlichen Instandsetzung wieder S-Bahn-Züge werden
rollen können. Ob dies nach dem Willen
des Senats überhaupt noch geschehen
wird, ist jedoch fraglich, da die Planung
einer U9-Verlängerung auf der S-Bahn-Trasse nach Lichterfelde Süd immer
stärker favorisiert wird. Der S-Bahn-Betrieb würde nach dieser Planung
nicht wieder aufgenommen werden,
Ein S-Bahn-Betrieb nach Lichterfelde Süd ist jedoch auch ohne U9-Verlängerung sinnvoll und notwendig denn die Fahrzeiten im überbezirklichen Verkehr, insbesondere in den Südosten und Norden Berlins, würden drastisch verringert werden. Durch die vorhandenen Umsteigemöglichkeiten zur S 2 am Bahnhof Priesterweg, zur Ringbahn am Bahnhof Papestraße, zur U 7 am Bahnhof Yorckstraße und zur S 1 am Anhalter Bahnhof wäre eine gute Integration der Lichterfelder Strecke in das Schnellbahnnetz gewährleistet.
Die S-Bahn-Strecke nach Lichterfelde Süd erschließt ein großes, teilweise dicht besiedeltes Gebiet, das zur Zeit nur durch Busse bedient wird. Mehr als 15.000 Menschen leben und mehr als 5.000 Menschen arbeiten im fußIäufigen Einzugsgebiet der Bahnhöfe Südende, Lankwitz, Lichterfelde Ost und Lichterfelde Süd, die an wichtigen örtlichen Wohn-, Einkaufs- und Dienstleistungszentren liegen. Nahezu alle den Bezirk Steglitz in die Tiefe erschließenden Buslinien sind mit der S-Bahn verknüpft.
Aufgrund der Streckenführung und der günstiegen Lage der Bahnhöfe würden viele Menschen von der S-Bahn profitieren; der Senat rechnet mit bis zu 20.000 Fahrgästen pro Tag. Doch dürfte dieser Wert in der Praxis überschritten werden, da auch die Fahrgastzahlen der bereits betriebenen Strecken höher sind als zuvor berechnet. Vielen BVG-Fahrgästen würde eine bis zu 30 Minuten dauernde, oftmals unbequeme und stehend zu verbringende Busfahrt zum Rathaus Steglitz erspart bleiben. Die Zuverlässigkeit und Attraktivität des ÖPNV im Bezirk Steglitz würde zunehmen., denn S-Bahnen kennen keine Staus oder schneeglatte Straßen und sind groß genug, um jedem Fahrgast einen Sitzplatz anbieten zu können. Die S-Bahn-Initiative Lankwitz/Lichterfelde fordert daher:
S-Bahn-Initiative Lankwitz/Lichterfelde
aus SIGNAL 1/1989 (Januar 1989), Seite 6-7