Nahverkehr
1. Aug 1989
Eichkamp, Olympia-Stadion und Pichelsberg. Beim Evangelischen Kirchentag im Juni in Berlin wurden diese S-Bahnhöfe an der seit 1980 stillgelegten Spandauer Vorortstrecke erneut schmerzlich vermißt. Die U-Bahn-Linie 1 war - wie so oft - überlastet. Dabei gab es noch eine erhebliche Entlastung durch die S-Bahn-Linie 3, die Stadtbahn. Denn schon lange nicht mehr waren so viele Besucher des Messegeländes und des Kongreßzentrums ICC vom S-Bf. Westkreuz aus zu den Veranstaltungsorten gelaufen. Und auch von der Möglichkeit, ab S-Bf. Grunewald mit einer Sonderbuslinie A zu den Veranstaltungsorten zu fahren, machten viele Kirchentagsbesucher Gebrauch. Dennoch gab es, dank der Leistungsfähigkeit der S-Bahn, die auf der S3 ganztägig im 10-Minuten-Takt verkehrte - z.T. mit Vollzügen, keine "Sardinenbüchsen" wie bei der U1.
Doch neben den S-Bahn-Vollzügen gab es auch bei der U-Bahn seltene Fotomotive. So fuhren auf der stets nur mit 2-Wagen-Zügen verkehrenden U3 am Eröffnungsabend des Kirchentages 6-Wagen-Züge. Durch solche und andere Verstärkungen gelang es der BVG - mit Ausnahme der Probleme auf der U1 - insgesamt recht gut, den Mehrverkehr von (täglich rund 600.000 Fahrten (bei 150.000 Kirchentags-Dauerteilnehmern) zu bewältigen. Vergleicht man die Berliner Verhältnisse mit den vorher ehenden Kirchentagen in Düsseldorf (1985) und Frankfurt (1987), so schnitt die BVG sogar sehr gut ab.
Bedauerlich ist, daß das positive Bild durch einige Busfahrer getrübt wurde Mehrere Besucher berichteten von Zwischenfällen, weil sie das taten, was fast überall außerhalb Berlins normal ist: sie bestiegen die Busse durch die Mitteltür. Bei so manchen seit 1988 kampferprobten BVGern führte das nicht nur zu einer Belehrung der "dummen Wessis", sondem zum Rausschmiß aus dem Bus. Hier gibt es offensichtlich noch viel Arbeit für die Psychologen bei der BVG.
Doch auch die BVG-Abteilung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sollte vom Kirchentag eine kleine, aber wichtige Anregung mitnehmen: Es ist möglich, den Verkehrslinienplan mit einem kompletten Straßenverzeichnis zu versehen und ihn genau im praktischen kleinen Format des Fahrplanheftes zu falten. Der für die Kirchentagsbesucher gedruckte Linienplan beweist es.
IGEB
aus SIGNAL 7/1989 (August 1989), Seite 10