Nahverkehr
1. Aug 1989
Auch in diesem Jahr haben wir wieder nach dem Schlußpfiff der Pokal-Endspiele des Deutschen Fußballbundes im Berliner Olympiastadion den Abtransport der Besucher mit der U-Bahn-Linie 1 beobachtet und genau protokolliert. Das Ergebnis ist, wie immer seit 1980, erschreckend: Diesmal dauerte die chaotische Drängelei "nur” ca. 100 Minuten - offenbar, weil viele potenziele U-Bahn-Fahrgäste ihr inzwischen den Rücken gekehrt haben.
Das BVG-Abfertigungspersonal gab sich wirklich die größte Mühe, stand aber wieder auf verlorenem Posten, da die U-Bahn-Station Olympia-Stadion die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für den Abtransport bei Massenveranstaltungen bietet: Nur ein viel zu schmaler Zugang und ausgerechnet am Bahnsteigende, zu geringe Zugfolge, schlechte Organisation der einfahrenden Züge nach Zielbahnhöfen pro Gleis u.a. - alles Vorwürfe, die der BVG seit Jahren bekannt sind. Dennoch gibt sie falsche Transportzahlen an den Senat und die Öffentlichkeit, denn 36.000 Fahrgäste pro Stunde sind nur möglich, wenn die Züge alle 1,5 min fahren, 8 Fahrgäste pro qm Fußboden stehen, ausschließlich 8-Wagen-Züge verkehren und alle 320 Wagen voll besetzt sind!
Die trauräge Wirklichkeit sieht dagegen ganz anders aus: höchstens 18.000 Fahrgäste pro Stunde, wahrscheinlich jedoch nur 15.000, wurden am 24. Juni befördert, denn:
Es kann darum nur einen Ausweg geben: Die S-Bahn-Linie 5 muß schnellstens wiedereröffnet werden. Der S-Bahnhof Olympia-Stadion ist im Gegensatz zum U-Bahnhof nur 2 statt 15 Minuten vom Stadion entfernt und hat zwei breite statt einen schmalen Zugang. Die S-Bahn-Züge fuhren schon 1936 mit Zugfolgen von 1,5 min. Dazu kommt bei der S-Bahn ein viel größeres ond komfortableres Platzangebot pro Zug.
BI Spandauer Verkehrsbelange 73
aus SIGNAL 7/1989 (August 1989), Seite 11