Nahverkehr

Noch einmal: Metroliner


IGEB

1. Jun 1990

Der Leserbrief in SIGNAL 3/90 von Bob Lee, Technischer Leiter im Hause NEOPLAN, erfordert es, daß wir noch einmal auf das Thema “Metroliner für Berlin” eingehen. Unser wichtigstes Argument gegen einen Einsatz des Metroliners im dichten Berliner Stadtverkehr war, daß aufgrund des Fahrzeugkonzeptes mit einer nur einfach bereıften Hinterachse keine größeren Fahrzeuge als die vorgestellten Prototypen möglich sind. Das bedeutet, daß der Metroliner kein Ersatz für den herkömmlichen Standard-Eindeckbus sein kann, weil er von der Fahrgastkapazität her zwischen Midibus und Eindeckbus anzusiedeln ist. Für den Berliner Stadtverkehr hieße das, daß anstelle von bisher zwei Standard-Eindeckern rnit zwei Fahrern und zwei Motoren jetzt drei Metroliner mit drei Fahrern und drei Motoren eingesetzt werden müßten, was die angestrebte Energieeinsparung zunichte machen und die Personalkosten in die Höhe treiben würde.

Auf den von Herrn Lee angeführten Vorteil der Niederflurbauweise sind wir bewußt nicht eingegangen, da dies kein besonderer Vorteil des Metroliners ist. Die genannte Beschleunigung des Fahrgastwechsels findet dagegen nur bei Niederflur-Standardbussen statt, da die faktisch einflügelige Vordertür des Metroliners den Fahrgastwechsel wieder bremst.

Zum Stichwort “Sondermüll": Auch wenn es diesen, anders als von uns behauptet, aufgund einer "thermischen Entsorgung" nun nicht geben soll, so sind wir doch der Ansicht, daß bei einer Verbrennung, selbst wenn die Abwärme genutzt wird, von Recycling keine Rede sein kann. Der Werkstoff Stahl hingegen ist recyclebar.

Abschließend bleibt festzustellen, daß - sieht man von dem Begriff “Sondermüll" ab - unsere Aussagen in SIGNAL 1/90 unverändert aktuell sind und u.E. durch Herrn Lee nicht widerlegt wurden.

Ein Hoffnungsschimmer für NEO-PLAN zeichnet sich jedoch ab. Durch die neue politische Situation in Berlin kann es sein, daß im Umland Berlins Buslinien eingerichtet werden, für die ein Midibus zu klein und ein Standardbus zu groß ist. Bis dahin sollte der Einsatz des Metroliners in Berlin auf Linien wie den 53er in Zehlendorf beschränkt bleiben und nicht z.B. auf die Linie 9 ausgeweitet werden.

IGEB

aus SIGNAL 4/1990 (Juni 1990), Seite 10