Notizen
1. Aug 1990
Leider nicht ganz rechtzeitig zur Hauptreisezeit ermöglicht die DR nun auch Nicht-DDR-Bürgern den Erwerb von Netzkarten für das DR-Netz bzw. Teilnetze davon. Damit wird Urlaubern das “Mobil-Sein” am Urlaubsort und ein Kennenlernen des Gebiets per Bahn ermöglicht. In Eil- und Personenzügen darf dabei sogar - wenn vorhanden - 1. Klasse-Komfort mit 2, Klasse-Fahrkarte genossen werden. Erhältlich ist die Netzkarte an bestimmten Fahrkartenausgaben von gut 40 größeren DR-Bahnhöfen (in Berlin: Alexanderplatz und Zoologischer Garten).
Verbesserungswürdig ist dieses Angebot dennoch. Zum einen ist es viel zu teuer, auch im Vergeich zu DB-Preisen: 150 DM 2. Kl./225 DM 1. Kl. für eine Reichsbahndirektion, jede weitere kostet 50 bzw. 75 DM. Außerdem gibt es keine vergleichbaren Sonderangebote, wie sie die DB z.B. mit der Tourenkarte oder dem Tramper-Monats-Ticket bietet. Und schließlich gibt es die Karte nur für einen oder mehrere Kalendermonate; ein flexibles Anfangsdatum wäre besser. Nicht zuletzt gibt es ein weiteres Manko: Die um die Hälfte teurere übertragbare Karte gibt es für Normalbürger nicht; sie wird nur an Betriebe für die Betriebsangehörigen abgegeben.
Fazit: Mit der Netzkarte hat die DR einen Anfang gemacht, auf die Reisenden zuzugehen. Doch weitere Angebotsverbesserungen dürfen nicht ausbleiben. Auch sollte die DR dem InterRail-Abkommen beitreten. Erst mit solchen Maßnahmen können Urlauber am Ferienort wirklich freizügig Bahn fahren, und erst mit solchen Maßnahmen kann die DR eine Alternative zum Auto auch für die werden, die nicht nur am Strand liegen möchten.
PRO BAHN-Bundesverband
aus SIGNAL 6/1990 (August 1990), Seite 6