Planung

Dämme gegen die Autoflut statt neuer Straßen


Bürgerinitiative Westtagente

1. Feb 1991

Gegen die Wiederaufnahme der Planungen des Stadtrings Süd in Neukölln und der Westtangente als Nord-Süd-Stadtautobahn durch die CDU/SPD protestiert die BI Westtangente auf das schärfste. War schon unter dem alten CDU/F.D.P.-Senat im Flächennutzungsplan 1984 eine Nord-Süd-Verbindung vom Autobahnkreuz Schöneberg bis Wedding zur Bundesstraße abgespeckt, so schlägt jetzt wieder voll die Werkehrspolitische Unvernunft des Schnellstraßenwahns" zu. Zu Zeiten, in denen weltweit die Städte nach Lösungen zur Zurückdrängung des Autos suchen, setzt man in Berlin wieder auf die phantasielose und problemverschärfende Form des Schnellstraßenbaus. Wer der Autoflut weitere Flächen übergibt, statt Dämme zu bauen, darf sich nicht wundern, wenn die Überschwemmung die Stadt zerstört.

Man wird sich auch in Berlin daran gewöhnen müssen, daß je größer eine Stadt wird, desto geringer der Anteil des Privatautos am Verkehr werden muß, und überhaupt die notwendigen Wirtschaftsfahrten noch abwickeln zu können. In Berlin liegt der Anteil der Autonutzung bei Wegen zur Arbeit bei 38%, in London bei 12% und in New York gar nur bei 7%.

Nahezu 17 Jahre haben wir als Bürgerinitiative gegen das Beton-Monstrum Westtangente gekämpft, und mit unseren gewonnenen Erfahrungen werden wir in Zukunft weiteren erbitterten Widerstand leisten. Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger Berlins auf, uns zu unterstützen oder sich an möglichst vielen Stellen gegen diesen Autowahn zu wenden.

Bürgerinitiative Westtagente

aus SIGNAL 1/1991 (Februar 1991), Seite 15