Planung

Pendelverkehr: mehr Einschränkungen als nötig


IGEB

1. Mär 1991

Im Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn finden seit Mitte Januar 1991 vorbereitende Bauarbeiten zur Sanierung des Tunnels statt. Aus diesem Grunde besteht zwischen Gesundbrunnen und Anhalter Bf. Pendelverkehr im

S-Bf. Potsdamer Platz. Die Sanierungsarbeiten im Nord-Süd-Tunnel haben begonnen. Durch eine ungeschickte Fahrplangestaltung bekommen das sehr viel mehr Fahrgäste als erforderlich zu spüren. Foto: M. Hiller
20-Minuten-Abstand. Gebaut wird im Bereich Nordbahnhof - Oranienburger Straße und Unter den Linden. Wie schon bei vorherugen Pendelfahrplänen im Tunnel hat die BVG aus diesem Anlaß erneut den gesamten Fahrplan der S1 und S2 verändert. So fährt die S1 zwischen Anhalter Bf. und Wannsee um zehn Minuten versetzt und von Gesundbrunnen nach Frohnau acht Minuten später. Außerdem bereits um 18.17 Uhr ab Wannsee ein 20 Minuten-Takt. Durch diese Veränderungen werden fast alle Fahrgäste der S-Bahn mit Zeitverlusten konfrontiert, vor allem, wenn sie auf zum S-Bahn-Regelfahrplan abgestimmte Buslinien umsteigen wollen. Doch selbst die Fahrgäste, die nicht umsteigen wollen und nur relativ geringe Fahrzeitverluste haben, ärgern sich über die Fahrplanabweichungen. Die Negativwerbung für die S-Bahn ist bei großen wie bei kleinen Zeitverlusten garantiert.

Gleisplan des Nord-Süd-Tunnels
So hätten die Minutenpläne aussehen können, damit aller Fahrgäste außerhalb des Nord-Süd-Tunnel ihren Regelfahrplan hätten behalten können.

Die IGEB ist deshalb der Ansicht, daß bei der Einrichtung von Pendelverkehren außerhalb des unmittelbaren Pendelbereiches alle Fahrpläne unverändert bleiben müssen. Lieber sollte - wenn nicht vermeidbar - den meist relativ wenigen Fahrgästen, die den Pendelverkehr benutzen müssen, ein notfalls auch größerer Fahrzeitverlust zugemutet werden, anstatt die Mehrzahl der S-Bahn-Fahrgäste außerhalb des notwendigen Pendelbereiches durch umfangreiche, oft unübersichtliche Fahrplanänderungen zu verärgern.

Daß diese Forderung mit etwas Phantasie in der Betriebsführung realisierbar ist, soll am aktuellen Beispiel des Nord-Süd-Tunnels gezeigt werden.

Zum Verständnis der Situation ist der Gleisplan der Strecke Gesundbrunnen - Anhalter Bf. abgebildet. Die Situation: Wegen Bauarbeiten wurde das Gleis zwischen Nordbahnhof und Oranienburger Straße zunächst (Januar/Februar) Richtung Anhalter Bahnhof und nun (Februar/März) Richtung Gesundbrunnen gesperrt. Mit den angegebenen Pendel-Minutenplänen (alle Zeiten jeweils im 20-Minuten-Takt) wird die obige Forderung nach Beibehaltung der planmäßigen Abfahrtzeiten auf dem übrigen Netz erfüllt sowie außerdem der Anschluß in Friedrichstraße von Zoo nach Frohnau unter geringfügiger Kürzung der Umsteigezeit gewährleistet.

Im oben rechts abgebildeten Minutenplan für die Zeit 1.91 bis 2.91 fahren die Züge von Frohnau bis Humboldthain und zurück über den Gleiswechsel südlich von Gesundbrunnen nach Frohnau zu den planmäßigen Zeiten. Im unteren Minutenplan für die Zeit 2.91 bis 3.91 fahren die Züge von Lichtenrade über Anhalter Bahnhof (Gleis 4) nach Friedrichstraße und zurück auf dem falschen Gleis bis Anhalter Bahnhof (Gleis 3). Die nächste Pendelfahrt übernimmt der nächste Zug aus Lichtenrade. Außerdem warten die Züge von Frohnau in Bornholmer Straße zwei Minuten, bis der Zug Richtung Frohnau in Gesundbrunnen Gleis 1 geräumt hat. Die von Lichtenrade nach Friedrichstraße durchfahrenden Züge sind keine Bedingung für das Funktionieren des Minutenplans, erleichtern aber in der Praxis die Einhaltung des Fahrplans, da das Umsteigen in Anhalter Bahnhof entfällt.

IGEB

aus SIGNAL 2/1991 (März 1991), Seite 12-13