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Berliner Straßenbahn: Senat muß endlich handeln


Forum Verkehrsökologie Berlin

1. Jul 1991

Das Forum Verkehrsökologie Berlin fordert den Senat auf, endlich dafür zu sorgen, daß die Straßenbahn in Berlin ein modernes, attraktives öffentliches Verkehrsmittel wird. Viele andere Städte haben bereits vor Jahren erkannt, daß die moderne Straßenbahn das effektivste, fahrgastfreundlichste und umweltverträglichste öffentliche Nahverkehrsmittel ist - z.B. Zürich, Kassel, Bremen und Los Angeles. Zudem ist eine Straßenbahnstrecke relativ billig: ein Kilometer Straßenbahn-Neubau kostet etwa 5 bis 10 Millionen DM, ein Kilometer U-Bahn jedoch 150 bis 200 Millionen DM.

Es ist nicht hinnehmbar, daß der Berliner Senat noch nicht einmal einen Beschluß hat, wenigstens die vorhandenen Strecken zu erhalten und - neben anderem - durch sinnvolle Verlängerungen in den Westteil der Stadt attraktiver zu machen (z.B. Linie 22 ins Märkische Viertel). Stattdessen wird im Senat nach Möglichkeiten gesucht, Strecken stillzulegen, wobei wenig zukunftsorientiert mit heutigen Fahrgastzahlen argumentiert wird.

Wir fordern vom Senat, die Gelder aus dem Topf “Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost" (weit über 100 Millionen DM) für die Instandsetzung und Modernisierung der Straßenbahn und nicht für West-Berliner U-Bahn-Bauten, die dem “Aufschwung Ost" herzlich wenig nutzen, auszugeben. Außerdem muß ein Konzept erstellt werden, die Straßenbahn gegenüber dem Autoverkehr zu beschleunigen (weitgehend eigener Gleiskörper, Vorrangschaltung an Ampeln), und es müssen sofort Aufträge für neue, moderne Niederflur-Straßenbahnwagen vergeben werden, da die Lieferzeiten aufgrund der großen Nachfrage bereits heute mehrere Jahre betragen.

Wir sehen es auch als nötig an, daß sich der Senat auf eine Fahrzeugbreite von 2,30 m festlegt, um einen Gesamtneubau des Streckennetzes zu verhindern und Vorgaben bei zukünftigen Baumaßnahmen (Straßen- und Brückenerneuerungen) machen zu können. Das Forum Verkehrsökologie Berlin möchte, daß ein Gesamtkonzept für die Straßenbahn in Zusammenarbeit mit den Verkehrsinitiativen erstellt wird und nötige Planfeststellungsverfahren für längst unstrittige Neu- bzw. Wiederaufbau-Strecken (z.B. S-Bahnhof Bornholmer Straße - U-Bahnhof Seestraße) umgehend eingeleitet werden.

Forum Verkehrsökologie Berlin

aus SIGNAL 5/1991 (Juli 1991), Seite 5