Hat Ihr Bahnhof die richtige Bezeichnung? fragte die SIGNAL-Redaktion
in Heft 10/90. Dabei ging es vor allem um den Hauptbahnhof. Die
Ergebnisse waren in SIGNAL 3/91 nachzulesen. Doch es gibt in Berlin
auch viele S- und U-Bahnhöfe, bei denen eine Umbenennung erforderlich
oder zumindest sinnvoll ist. Eine ganze Reihe von Vorschlägen liegen
bereits vor. Strittig ist vor allem der Umfang. Es geht dabei auch um
Traditionen und nicht zuletzt um Kosten. Während sich die BVG eine
relativ umfangreiche Änderung vorstellen kann, neigt die DR eher zur
Zurückhaltung. Die IGEB-Tendenz: Da ohnehin mehrere Bahnhofsnamen
geändert werden müssen, sollte das Anlaß zu einer umfassenden
Bereinigung von unsinnigen bzw. wenig informativen Bahnhofsnamen sein.
In einem Kraftakt hat Berlins Nahverkehr ein neues Nummernkostüm
erhalten. In einer ähnlichen Aktion, allerding nur zum Fahrplanwechsel,
sollten nun auch Berlins Bahnhofsnamen bereinigt werden. Die
Schnellbahnen sind primär Gebrauchsmittel, und deshalb müssen auch
die Bezeichnungen der Bahnhöfe der Orientierung dienen. Die IGEB
steht in dieser Frage bereits im Dialog mit BVG und DR und will Sie,
die SIGNAL-Leser, gerne einbeziehen, bevor die Vorschläge den
verantwortlichen Politikern unterbreitet werden.
IGEB
1. Jul 1991
Die IGEB hat für Änderungen der Bahnhofsnamen
folgende Grundsätze, nach denen verfahren
werden sollte. erarbeitet:
R-Bahnhöfe (Regionalbahnhöfe) sollten,
wie Fernbahnhöfe, grundsätzlich Ortsbezeichnungen
(z.B. Berlin-Karlshorst) tragen.
S-Bahnhöfe sollten in der Regel Ortsteilbezeichnungen
(z.B. Friedenau) tragen.
U-Bahnhöfe sollten "Punkt"-Bezeichnungen
(z.B. Adenauerplatz, Schäfersee oder Rathaus Neukölln),
jedoch möglichst keine
Namen von Straßen tragen, insbesondere
wenn diese so lang sind wie z.B. die Wilmersdorfer
Straße. In einer Stadt von der
Größenordnung Berlins mit seinen zahlreichen
Ortsteilen und Wiederholungen von
Straßennamen wäre es außerdem hilfreich,
vor den Namen des Bahnhofs den Ortsteilnamen zu setzen
(z.B. Moabit Birkenstraße). Hierbei geht es um die Beschilderung.
Beim Ausrufen der Stationsnamen sind ja
ohnehin Kurzformen gebräuchlich.
Bei S- und U-Bahnhöfen an Fern- und
Regionalbahnstationen sollte "Berlin-" (z.B.
Berlin-Lichtenberg) und bei U-Bahnhöfen
“Bahnhof” (z.B. Bahnhof Lichtenberg) vorangestellt werden.
Bei den ersten Bahnhöfen auf Berliner
Stadtgebiet sollte "Berlin-” (z.B. Berlin-Lichtenrade)
vorangestellt werden. Grundsätzlich hält
die IGEB die Bereinigung der
Zusatzbezeichnung “Berlin-" für geboten.
Wo es vertretbar scheint, können populäre
historische Begriffe erhalten bleiben wie
z.B. “Anhalter Bahnhof”. Hingegen sollte
bei den vor allem in Ost-Berlin bevorstehenden
“Rückbenennungen" die Gebräuchlichkeit im
Vordergrund stehen. Es wäre
nicht nützlich, wenn der S-Bf. Marx-Engels-Platz
wieder “Börse" heißen würde, weil das
namengebende Bauwerk dort nicht mehr
steht und die Berliner Börse auch zukünftig
am Bahnhof Zoologischer Garten zu finden
sein wird.
Im Falle der Umbenennung von Bahnhöfen
müssen die bisherigen Namen durchgestrichen
werden und für eine Übergangszeit
weiterhin sichtbar bleiben, damit die Fahrgäste
sich auch nach der Umstellung noch
zurechtfinden. Aus diesem Grunde sollten
die Umbennungen auch rechtzeitig in der
Öffentlichkeit bekanntgegeben werden.
Nachfolgend werden die bestehenden Bahnhofsnamen
und jeweils kursiv die IGEB-Änderungsvorschläge,
die das Ergebnis interner Erörterungen sind,
zur Diskussion gestellt.
1. Bahnhöfe, denen die Bezeichnung "Berlin-"
bzw. "Potsdam-“ wegen ihrer derzeitigen
bzw. künftigen Fernbahnaufgaben vorangestellt werden sollte:
S-Bf Alexanderplatz Berlin Alexanderplatz
R-Bf Babelsberg Potsdam-Babelsberg
F-/S-Bf Baumschulenweg Berlin Baumschulenweg
S-Bf Papestraße Berlin Südkreuz
S-Bf Witzleben/U-Bf Kaiserdammn Berlin Messebahnhof
2. Bahnhöfe, denen die Bezeichnung “Berlin-”
bzw. “Potsdam-" vorangestellt werden
sollte, weil es die jeweils ersten Stationen im
jeweiligen Stadtgebiet sind:
R-/S-Bf Ahrensfelde Berlin-Ahrensfelde
R-Bf Albrechtshof Berlin-Albrechtshof
R-Bf Drewitz Potsdam-Drewitz
S-Bf Düppel Berlin-Düppel
R-Bf Griebnitzsee Potsdam-Griebnitzsee
R-/S-Bf Hohenschönhausen Berlin-Hohenschönhausen
S-Bf Lichterfelde Süd Berlin-Lichterfelde
Süd oder Berlin Thermometetsiedlung
R-Bf Staaken Berlin-Staaken
R-Bf Wildpark Potsdam-Wildpark
S-Bf Wilhelmshagen Berlin-Wilhelmshagen
3. Bei nachstehenden Bahnhöfen kann die
Bezeichnung “Berlin-” entfallen, weil es
innerstädtische S-Bahnhöfe sind:
Berlin-Adlershof Adlershof
Berlin Frankfurter Allee Frankfurter Allee
Berlin-Friedrichshagen Friedrichshagen
Berlin-Gartenfeld Gartenfeld
Berlin-Grunewald Grunewald
Berlin-Halensee Halensee
Berlin-Hermsdorf Hermsdorf
Berlin-Köpenick Köpenick
Berlin Lehrter Stadtbahnhof Lehrter Stadtbahnhof
Berlin-Marienfelde Marienfelde
Berlin-Marzahn Marzahn
Berlin-Neukölln Neukölln
Berlin-Pankow Pankow
Berlin-Reinickendorf Reinickendorf
Berlin-Rummelsburg Rummelsburg
Berlin-Schlachtensee Schlachtensee
Berlin-Spindlersfeld Spindlersfeld
Berlin-Siemensstadt Siemensstadt
Berlin-Staaken Gartenstadt Staaken
Berlin-Tegel Tegel
Berlin-Tempelhof Tempelhof
Berlin-Wedding Wedding
4. U-Bahnhöfe, bei denen wegen ihrer Lage
an Fern-, R- bzw. S-Bahnhöfen der Zusatz
"Bahnhof" vorangestellt werden sollte:
U-Bf Wilmersdorfer Straße Bahnhof Charlottenburg
U-Bf Neukölln
Bahnhof Neukölln
U-Bf Tempelhof Bahnhof Tempelhof
U-Bf Wedding Bahnhof Wedding
5. Umsteigebahnhöfe, die eine einheitliche
Bezeichnung erhalten sollten:
Soweit die IGEB-Vorschläge. Nun ist Ihre
Meinung gefragt: Die IGEB sammelt noch
bis 15. Juli 1991 Vorschläge und Kritik. Bitte
schreiben Sie uns, entweder: Lindower
Str. 1-7, W-1000 Berlin 65 oder: Straße der
Pariser Kommune 12, O-1017 Berlin.