Aktuell

Vorschläge zum neuen Fernfahrplan

Für den kommenden Jahresfahrplan 1992/93 hat die IGEB der Zentrale der Deutschen Reichsbahn am 1. August ihre Verbesserungsvorschläge für den Fernverkehr unterbreitet, die dort jetzt geprüft werden. Auch nach dem Jahrhundertfahrplanwechsel im Juni diesen Jahres bleiben noch zahlreiche Veränderungswünsche der Reisenden. Gefragt sind vor allem mehr Tempo, Komfort und umsteigefreie Direktverbindungen.


IGEB

1. Aug 1991

So möchten DR und DB ihre InterCity-Linie Berlin - München über Leipzig und Nürnberg legen, Da der Leipziger Hauptbahnhof aber Kopfbahnhof mit_zwangsläufigem Lokwechsel und betrieblichen Behinderungen gleichzeitig ein- und ausfahrender Züge ist, schätzt die IGEB, daß die überdies rund 12 Kilometer längere Strecke die ohnehin schon nicht besonders schnellen Züge nach München nochmals um ungefähr eine halbe Stunde verzögert - gegenüber eine heutigen normalen Schnellzügen über Halle. Die Strecke Berlin - Leipzig ist zwar zweifelsohne einen InterCity wert doch darf dies keinesfalls der Münchener sein! Die IC-Linie Berlin - München sollte über Halle geführt und durch Einsparung von Unterwegshalten beschleunigt werden. Halte sollten nur noch in Berlin, Halle, Naumburg, Jena, Saafeld, Bamberg, Nürnberg, Augsburg und München (Pasing und Hbf) vorgesehen werden.

Um aus den nördlichen, westlichen und südlichen Berliner Stadtteilen die Züge Richtung Dresden und Chemnitz schneller zu erreichen, sollte ein Fernzughalt in Blankenfelde, das ab kommendem Frühjahr südlicher Endpunkt der S-Bahn-Linie 2 sein wird, eingerichtet werden. Zwar sind dort die Bahnsteige für lange Fernzüge zu kurz, doch ist der Erreichbarkeits-Vorteil höher zu bewerten, als diese Erschwernis.

Das seit dem Fahrplanwechsel am 2. Juni deutlich bessere Fernverkehrsangebot von und nach Berlin hat zu einem erheblichen Anstieg der Zahl der Bahnreisenden geführt. Doch viele Wünsche sind noch offen geblieben. Foto: G. Radke

Ein besonders wichtiges Anliegen der Reisenden ist auch der Komfort in den Fernzügen. Dazu gehört, gerade bei langen Zugläufen, ein Speisewagen. Für die Transitzüge durch die DDR hatte die IGEB diese wichtige Grundforderung der Reisenden schon einmal erreicht, doch wurden jetzt nach der Vereinigung wichtige Zugläufe ihrer Speisewagen wieder beraubt. So fährt z.B. der D302 - immerhin fährt er zehn Stunden lang von München nach Berlin, und das zur Abendessenszeit - ohne einen Speisewagen; und die Minibar kommt durch den oft überfüllten Zug dann nicht durch. Doch selbst wenn die Minibar die Reisenden erreicht, ist ihr Angebot (Kaffee, Cola, Würstchen, trockener Kuchen) für eine so lange Fernreise zu dürftig.

Der Wunsch nach umsteigefreien Direktverbindungen ist bei vielen Reisenden immer noch ungebrochen. So hat die IGEB folgende Schnellzüge vorgeschlagen:

Zur Beschleunigung sollten die Eilzüge Berlin - Aschersleben, die derzeit noch ab Schöneweide über den Berliner Außenring fahren und in Michendorf bzw. Seddin sogar noch einen zeitaufwendigen Lokwechsel haben, über Wannsee und die Stadtbahn geführt werden.

Ein großes Ärgernis bei der DR sind auch die immer wieder vorkommenden Verspätungen. Während dieser Zeitverlust von den Reisenden meist noch klaglos hingenommen wird, hat deren Geduld spätestens dann ein Ende, wenn beim Umsteigen höchstens noch die Rücklichter des (pünktlich) abgefahrenen Anschlußzuges zu sehen sind. Deshalb sallte die DR dringend einheitliche Wartezeitvorschriften - ähnlich wie bei der DB - einführen.

IGEB

aus SIGNAL 6/1991 (August 1991), Seite 4