Planung
1. Aug 1991
Auszug aus dem Auslobungstext der Berliner Senatverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz vom Juni 1991 für den internationalen engeren Wettbewerb für den Potsdamer und Leipziger Platz. Entschieden wird der Wettbewerb um 2. Okt.
Auch wenn rasch Entscheidungen zum Bau weiterer S- und U-Bahnen zu erwarten sind, wird aufgrund der langen Realisierungsdauer kurz- und mittelfristig nur das vorhandene, wieder in Betrieb zu nehmende Streckennetz der S- und U-Bahn zur Verfügung stehen. Die Beförderungskapazität dieses Netzes kann jedoch gesteigert werden. Eine weitere kurzfristige Verbesserung der Erschließung durch den ÖPNV ist durch Trambahnen sowie durch den Bus zu erzielen. Für die Bahnanlagen im Wettbewerbsgebiet ist von folgenden Vorgaben auszugehen:
Der Fernbahnverkehr ist zunächst auf den bestehenden Strecken der Ring- und Stadtbahn abzuwickeln. Die Realisierung eines unterirdischen Nord-Süd-Tunnels ist planerisch sicherzustellen. Dieser Tunnel, wie auch der neu zu errichtende Bahnhof nördlich der Spree, ist durch die Notwendigkeit begründet, die neuen Hochgeschwindigkeitszüge mitten in die Stadt zu führen. Dieser Bahnhof muß zugleich die Kreuzung für die Züge in Nord-Süd und Ost-West-Richtung sein. Dafür ist eine Tieflage am bisherigen Lehrter Bahnhof der beste Ort. Dies macht langfristig auch eine Tunnellage der Ost-West-Verbindung in diesem Gebiet sinnvoll.
Der neue Bahnhof soll nicht die Aufgabe eines einzigen Hauptbahnhofes übernehmen. Vielmehr wird das Konzept verfolgt, durch das Anfahren möglichst vieler Bahnhöfe die ganze Stadt mit Hilfe des Eisenbahnverkehrs zu erschließen. Hierzu werden die S-Bahn wie auch der Ring zu nutzen sein. Der neue Bahnhof soll außer den ICE-Zügen auch den Verkehr aufnehmen, der für eine sinnvolle Anbindung der Hochgeschwindigkeitszüge an das übrige Bahnnetz nötig ist.
Die im Wettbewerbsgebiet vorzuhaltende Trasse ist westlich der S-Bahn in Tieflage unter dem Landwehrkanal zu führen. Sie soll 4 Gleise aufnehmen können. Ein ICE-Bahnhof am Potsdamer Platz ist hierfür nicht vorgesehen.
Für den Regionalverkehr, der auch auf den o.g. vier Gleisen verkehren wird, ist die Möglichkeit eines Haltepunktes mit Bahnsteigen von ca. 300 m Länge vorzusehen. Für die Lage dieses Haltepunktes kommt in erster Linie das Gebiet des ehemaligen Potsdamer Personenbahnhofs in Betracht. Hierzu erwartet der Auslober Vorschläge. Eine unterirdische Verbindung zum S- und U-Bahnhof Potsdamer Platz soll hergestellt werden.
Die bestehenden, z.Z. nicht verbundenen S- und U-Bahnhöfe sind miteinander und mit den geplanten Bahnhöfen zu verknüpfen. Es werden Lösungen für die Fußgängererschließung der Bahnhöfe erwartet, die sich sowohl auf die einzelnen Blocknutzungen als auch auf dcn öffentlichen Raum beziehen.
Die Fernbahnanlagen sollten zusammen mit der Bebauung der Grundstücke zumindest im Rohbau hergestellt werden. Im Hinblick auf eine spätere Realisierung werden Vorschläge erwartet, wie die neuen Bahnanlagen nicht verbaut bzw. von Anfang an berücksichtigt werden können, z.B. durch Trassenfreihaltung oder vorzeitige Errichtung einzelner Tunnelabschnitte zusammen mit entsprechenden Vorkehrungen bei der Gründung der Hochbauten.
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz
aus SIGNAL 6/1991 (August 1991), Seite 13-15