Schienenverkehrswochen 1991
Die nun schon traditionellen Berliner Schienenverkehrs-Wochen erlebten eine erneute Premiere. Nachdem 1990 zum ersten Mal Ost-Berliner und Potsdamer Themen einbezogen werden konnten, fanden die diesjährigen Wochen erstmals im Ostteil Berlins statt, im neuen Berliner Fahrgastzentrum am Hauptbahnhof. Und die nächste Premiere soll es 1992 geben: Auf der alljährlichen Eröffnungs-Pressekonferenz, zu der dieses Mal die PRO BAHN-Landesvorsizenden von Berlin und Brandenburg, Herr Curth und Herr Kandale, geladen hatten, wurde angekündigt, daß die 9. Schienenverkehrs-Wochen von den Landesverbänden Berlin und Brandenburg gemeinsam getragen werden sollen, da Berlin und sein Umland verkehrlich als Einheit betrachtet werden müsse. Zum diesjährigen Auftakt am 30. August präsentierte die IGEB im Fahrgastzentrum eine Ausstellung zu den Plänen für das Berliner S-Bahn-Museum.
1. Okt 1991
Im Mittelpunkt der in diesem Jahr 52 Veranstaltungen standen zwischen dem 30. August und dem 29. September natürlich wieder die Fahrgastbelange. Rund 5000 Besucher nutzten das vielfältige Angebot an Vorträgen, Sprechstunden, Fahrten und Besichtigungen. Unmut äußerte Herr Curth bei der Eröffnung über die Politik von Verkehrssenator Haase, dem er den Rücktritt empfahl. Für die Metropole Berlin sei dieser Senator eine Blamage, vor allem auch, weil er nirgends anzutreffen sei, wo es um Verkehr geht. Auch zu den Berliner Schienenverkehrs-Wochen hatte Herr Haase - erwartungsgemäß - abgesagt.
Zum Eröffnungsprogramm der 8. Berliner Schienenverkehrs-Wochen ehörte eine Fahrt mit dem S-Bahn-Traditionszug von Berlin-Charlottenburg nach Wuhlheide zur Parkeisenbahn der DR im dortigen Freizeitpark. Da der Bestand dieser ehemaligen Pioniereisenbahn gefährdet ist, hatte sich PRO BAHN entschlossen, die Schienenverkehrs-Wochen 1991 dort zu eröffnen. Herr Curth versicherte angesichts der Bedrohung aller “Exotenbahnen" der DR, daß sich PRO BAHN für jede Form von Schienenverkehr einsetzt, auch wenn die Spurweite, wie hier, nur 600 mm beträgt. Auf den ehemaligen Pioniereisenbahnen wird streng nach den Fahrdienstvorschriften Betrieb gemacht, und die DR rekrutierte früher nicht selten ihren Nachwuchs auf dieser Bahn. Curth vertrat in Anwesenheit des Berliner Regierungsvertreters, Wirtschaftssenator Dr. Norbert Meisner, die Auffassung, daß es nicht angehe, ausschließlich die herkömmlichen Verkehrskindergärten zu fördern, auf denen nur die Teilnahme am Straßenverkehr geübt werde. Auch die Parkeisenbahn müsse als Verkehrskindergarten angesehen werden, auf dem Fahrgäste oder gar Eisenbahner herangezogen werden. Zwei Parkeisenbahner übergaben dem Senator eine Unterschriftensammlung und ein Schreiben an den Regierenden Bürgermeister. Herr Meisner sage zu, diese an Herrn Diepgen weiterzureichen. Der Leiter der Parkeisenbahn, Jürgen Hirsch, halte während der Rundfahrt über das Gelände Erläuterungen gegeben und ebenfalls den Erhalt der Bahn gefordert.
PRO BAHN Landesverband Berlin
aus SIGNAL 8/1991 (Oktober 1991), Seite 2