Nahverkehr

Potsdam und Berlin kommen sich näher


ARGUS Potsdam
Gruppe Stadtverkehr

1. Mär 1992

Anfang April soll nun endlich die eingleisige Strecke der S-Bahn zwischen Wannsee und Potsdam Stadt in Betrieb genommen werden. Dabei handelt es sich um die erste wirklich wiederaufgebaute Strecke zwischen Ost und West, sieht man einmal von der glücklicherweise durch Reichsbahninitiative (und nicht etwa Senatsinitiative) entstandenen Verbindung am Bf. Friedrichstraße ab. Mit der S-Bahn Wannsee - Potsdam erfolgen zugleich weitere Annäherungen zwischen Potsdamer und Berliner Nahverkehrsnetz. In Potsdam wird es, bedingt u.a. durch die S-Bahn, eine Umstellung auf einen 10- bzw. 20-Minuten-Takt geben. Dieser wird dann auch eine Abstimmung der Fahrpläne zwischen Tram 93 und Bus 116 an der Glienicker Brücke ermöglichen.

Innerhalb von Potsdam werden an den S-Bahnhöfen Umsteigemöglichkeiten zu den jeweiligen Stadtlinien geschaffen, teilweise durch Linienkorrekturen und neue Haltestellen. Die umfangreichsten Änderungen wird es am Bahnhof Potsdam Stadt geben. Hier soll bis zum April auf der Straßenbrücke über der Eisenbahnstrecke eine neue Haltestelle für die Tram und für Regionalbusse entstehen. Diese ist zwar 200 m vom Bahnhof entfernt, aber das läßt sich derzeit nicht vermeiden. Direkt vor dem Bahnhof wird es Haltestellen für die Stadtbuslinien 692 nach Bornim und 694 zum Platz der Einheit (Ringlinie) geben, ferner für eine Regionalbuslinie nach Golm sowie für die geplanten Sonderverkehre von A1 (Bus rund um Sanssouci), A2 (Tram zum Schloß Charlottenhof) und den geplanten Fahrradbus. Zu den jeweiligen Haltestellen wird es eine übersichtliche, ViP-typische Ausschilderung geben, welche nach unserer Ansicht fahrgastfreundlich gestaltet ist (im Gegensatz zur Ausschilderung auf einigen Berliner S-Bahnhöfen).

Im Zusammenhang mit der Eröffnung der S-Bahn werden BVG und ViP die fahrzeugund personalintensive Gemeinschaftsbuslinie 113 (Bf. Wannsee - Potsdam, Bassinplatz) einstellen. Die BVG will dafür die Linie 118 bis zum Keplerplatz in Babelsberg verlängern. Diese schon lange geforderte Verlängerung ist erfreulich, weil damit neben der besseren Bedienung im Raum Steinstücken eine direkte Verbindung zu Obus, Stadtbus und Tram in Potsdam geschaffen wird, so daß weitere Potsdamer Wohngebiete besser an das Berliner ÖPNV-Netz angebunden werden.

Im Rahmen der Feiern zur S-Bahn-Eröffnung werden von verschiedenen Seiten einige interessante Dinge geplant. Wir denken zum Beispiel über einen Tram-Sonderverkehr gemeinsam mit anderen Gruppen bzw. dem ViP nach. Dabei ist auch an die Nutzung unserer letzten Potsdamer Gotha-Wagen gedacht. Außerdem wollen wir unser gerade erstelltes Heft zum Thema Nahverkehrskonzept und Trolleybus vertreiben. Dieses Heft entstand vor dem Hintergrund einer akuten Gefahr für den Fortbestand des Obusses in Potsdam. Auslöser dafür sind die technischen Probleme am Bahnübergang Drewitz durch den Ausbau der Bahnstrecke im Rahmen des Projektes ICE 93 sowie die fehlenden Entscheidungen und Handlungen der Stadt Potsdam. Mit unserem Heft wollen wir, ähnlich dem Heft zur "Tra(u)mstadt Berlin", eine Diskussion auf fachlicher Grundlage und mit konkreten Vorschlägen einleiten. Da wir dabei auch auf allgemeine Fragen zum Obus eingehen, dürfte das Heft auch für Interessierte außerhalb von Potsdam interessant sein.

ARGUS Potsdam e.V., Gruppe Stadtverkehr
Otto-Nuschke-Str. 53
O-1560 Potsdam

ARGUS Potsdam
Gruppe Stadtverkehr

aus SIGNAL 2/1992 (März 1992), Seite 14