Nahverkehr

U1/Bus 265 Kein Anschluß unter dieser Nummer


IGEB

1. Mai 1992

Von solchen Haltestellen können Berliner Fahrgäste nur träumen, in Augsburg aber stehen sie an allen Umsteigestellen. Die Informationen auf der rechten Seite (Haltesymbol, Haltestellenname, Liniennummern und Fahrtrichtungshinweise) sind inzwischen ja sogar an einigen BVG-Haltestellen zu finden. Doch darüber hinaus werden die Augsburger Fahrgäste auf der linken Seite auch noch mit Hilfe eines, auf dem Foto etwas schwer erkennbaren Lageplanes detailliert über die örtliche Umsteigesituation informiert. Für jede Linie sind die Abfahrtshaltestelle und das Fahziel in dem Lageplan eingezeichnet. Außerdem gibt es auch noch einen Lautsprecher (oben auf dem Haltestellenmast), über den die wartenden Fahrgäste bei Störungen informiert werden. Foto: T. Billik
Die Skizze veranschaulicht, daß es für Ortsunkundige nicht leicht ist, eine Abfahrtshaltestelle des 256ers zu finden. Da, wo sie sein müßte, an der Ecke Oppelner/Schlesische Straße, ist jedenfalls keine. Kartengrundlage: Bezirksamt Kreuzberg

Auf der Ul an einem Werktag abends nach 1/2 8: die Züge nach Schlesisches Tor fahren nur noch alle zehn Minuten, so daß sie regelmäßig überfüllt sind. Vom Bf. Schlesisches Tor, so ist im Fahrplan zu lesen, soll die Buslinie 265 nach Treptow fahren. Ist die U-Bahn-Fahrt dorthin endlich überstanden, braucht man also nur noch die Bushaltestelle zu finden. Die besten Chancen haben die Fahrgäste, die nicht erst am U-Bahnhof, sondern gleich in der Schlesischen Straße suchen. Wer aber nun auf der nach Treptow führenden Straßenseite bleibt (wir wollen ja nach Treptow), der hat schon verloren: Die Haltestelle nach Treptow ist auf der von Treptow kommenden Straßenseite. Das hat den Vorteil, daß nicht nur die vom Bus zur U-Bahn, sondern auch die von der U-Bahn zum Bus umsteigenden Fahrgäste neben der Oppelner auch noch die Schlesische Straße überqueren müssen. Daß in der Oppelner Straße der Zebrastreifen (Fußgänger haben Vorrang) vor kurzem durch eine Lichtsignalanlage (Fußgänger müssen warten) ersetzt wurde, sei nur am Rande vermerkt. Fairerweise muß hinzugefügt werden, daß die Fahrt Richtung Treptow auch ohne Überqueren der Schlesischen Straße möglich ist, wenn man sich auskennt und bereit ist, ein wenig zu laufen. Denn die nächste Haltestelle, an der Ecke zur Falckenstein Straße gelegen, ist nur rund 150 m entfernt.

Dem Fahrgast, der glücklich die am nächsten gelegene Haltestelle gefunden hat, wird nun ein besonderes Schauspiel geboten: Ankunft der nächsten U-Bahn um 20.02 Uhr, planmäßige Abfahrt des 265ers um 20.03 Uhr. Genau dann, wenn die Menschen aus dem U-Bahnhof kommen, setzt sich der Bus in Bewegung und umrundet wie zum Hohn das Bahnhofsgebäude. Direkt vor dem U-Bahn-Ausgang kommt er dann noch einmal zum Stehen, da die neue Ampel Rot zeigt. Eine Zustiegsmöglichkeit gibt es aber nicht mehr. Die aus der U-Bahn gekommenen Fahrgäste dürfen sich also ihren an der Ampel wartenden Bus noch einmal aus der Nähe ansehen, bevor er in Richtung Treptow entschwindet. Was macht's? In nur 20 Minuten kommt doch der nächste. Noch schöner wäre das Busfahren allerdings, wenn an der Ecke Oppelner/Schlesische Straße endlich eine Haltestelle eingerichtet würde.

IGEB

aus SIGNAL 3/1992 (Mai 1992), Seite 24