Aktuell

Tram-Demontage schreitet voran


IGEB

1. Dez 1992

Nach den Angebotsverschlechterungen durch Taktausdünnungen folgt zum Jahresende die erste Streckenstillegung seit der Übernahme des Netzes in BVG-Regie. Dies als ersten Schritt zur Tram-Stillegung zu sehen, wäre jedoch falsch. Denn es gab schon viele andere Schritte in diese Richtung: Seit der Vereinigung vor über zwei Jahren wurde noch für keines der dringenden Ausbauprojekte mit den Planfeststellungsverfahren auch nur begonnen. Die Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen im bestehenden Netz bleiben hinter dem zurück, was zu DDR-Zeiten geleistet wurde. Die Bestellung neuer Fahrzeuge erreicht nicht annähernd den Umfang, der zum Ersatz der auszumusternden Straßenbahnen sowie für den Betrieb auf Neubaustrecken erforderlich ist. Usw. Drahtzieher dieser Politik sind Verkehrssenator Haase, sein Staatssekretär Schmitt und einige führende Mitarbeiter seiner Verwaltung. Ihr Motiv? Eine Politik für die Straßenbahn erfordert unweigerlich Entscheidungen gegen das Auto. In West-Berlin hat es das alles schon einmal gegeben und endete vor 25 Jahren mit der letzten Straßenbahnfahrt. Der Unterschied: Damals stimmten Reden und Handeln überein. Heute wird uns erzählt, daß die Tram erhalten und ausgebaut werden soll, tatsächlich aber wird sie demontiert. Deshalb nimmt der Fahrgastverband IGEB die erste Straßenbahnstillegung zum Anlaß, die Tram-Demontage nochmals an den Anfang der Berichterstattung im SIGNAL zu stellen.

IGEB

aus SIGNAL 9-10/1992 (Dezember 1992), Seite 4